Es gibt ein wenig Bewegung in Sachen Hagenbeck – aber na ja – die Arbeit unten stammt aus 2003. Sie erarbeitet den Gesamtkomplex der Ausstellungen von Menschen in Zoos und Museen.
Im Text unten: Carl Hagenbeck und das große Geschäft mit den Völkerschauen
Update Ende
-> auch Interessant Wurzeln des Rassismus: Entstehung der Massenmedien und „das Fremde“
Die Ausstellung so genannter „wilder“Völker war im 19. und frühen 20. Jahrhundert in Europa ein verbreitetes Phänomen. In Deutschland erreichte diese Form der „Volksbelustigung“zwischen 1880 und 1910 ihren Höhepunkt. Völkerschauen fanden im Zirkus, im Theater, im Rahmen von Varietéveranstaltungen, in Gaststätten, auf Jahrmärkten, auf Welt-und Kolonialausstellungen, in Panoptika und zoologischen Gärten statt.
Der „fremde Mensch“ als Ausstellungsobjekt diente als exotisches Vergnügen für ein breites Publikum, als ethnologisches Objekt der Wissenschaft oder als ethisch-moralisches Rechtfertigungskonstrukt des Kolonialismus und Imperialismus
.2 Die oft von Zehntausenden Menschen besuchten und in der Presse ausführlich thematisierten Zurschaustellungen außereuropäischer Völker waren fester Bestandteil einer frühen Unterhaltungs- und Vergnügungsindustrie, die heute längst zu einem der mächtigsten Gewerbe des 21. Jahrhunderts mutierte.
Inhaltsübersicht
- 1. Einleitung
- 2. Begriffe
- 3. Die Anfänge und die Entwicklung bis zum 19. Jahrhundert
- 4. Inszenierungsformen der Fremdheit
- 4.1 Die Völkerschauen als Bestandteil der Weltausstellungen
- 4.2 Die Anfänge: Zoologische Gärten und „ihre“Völkerschauen
- 4.3 Das große Geschäft: Carl Hagenbeck und „seine“Völkerschauen
- 5. Wahrnehmung der „Fremdheit“und Interaktion
- 5. 1 Die Rolle der Wissenschaft
- 5.2 Die Zuschauer
- 5.3 Die ausgestellten Menschen
- 6. Das Ende der Völkerschauen
- 7. Fazit
- 8. Literaturverzeichnis
- 9. Anmerkungen
1. Einleitung
Thabo Mbeki spricht in diesem Zitat ein dunkles und meiner Meinung nach nur unzureichend thematisiertes Kapitel der europäischen Geschichte an. Den Missbrauch von Menschen als „Schauobjekte“einer neugierigen und sensationslüsternen Öffentlichkeit.
„But, today, the gods would be angry with us if we did not, on the banks of the Gamtoos River, at the grave of Sarah Bartmann, call out for the restoration of the dignity of Sarah Bartmann, of the Khoi-San, of the millions of Africans who have known centuries of wretchedness. […] Indeed, where did the monstrosity lie in the matter of the gross abuse of a defenceless African woman in England and France! It was not the abused human being who was monstrous but those who abused her. It was not the lonely African woman in Europe, alienated from her identity and her motherland who was the barbarian, but those who treated her with barbaric brutality. […]
It is a story of our reduction to the status of objects that could be owned, used and disposed of by others, who claimed for themselves a manifest destiny „to run the empire of the globe.“1
Die Ausstellung so genannter „wilder“Völker war im 19. und frühen 20. Jahrhundert in Europa ein verbreitetes Phänomen. In Deutschland erreichte diese Form der „Volksbelustigung“zwischen 1880 und 1910 ihren Höhepunkt. Völkerschauen fanden im Zirkus, im Theater, im Rahmen von Varietéveranstaltungen, in Gaststätten, auf Jahrmärkten, auf Welt- und Kolonialausstellungen, in Panoptika und zoologischen Gärten statt. Der „fremde Mensch“als Ausstellungsobjekt diente als exotisches Vergnügen für ein breites Publikum, als ethnologisches Objekt der Wissenschaft oder als ethisch-moralisches Rechtfertigungskonstrukt des Kolonialismus und Imperialismus.2 Die oft von Zehntausenden Menschen besuchten und in der Presse ausführlich thematisierten Zurschaustellungen außereuropäischer Völker waren fester Bestandteil einer frühen Unterhaltungs- und Vergnügungsindustrie, die heute längst zu einem der mächtigsten Gewerbe des 21. Jahrhunderts mutiert ist.
Im frühen 20. Jahrhundert sollten zudem die Reichtümer und Absonderlichkeiten der eroberten unter eiserner Faust verwalteten Kolonien abgebildet werden. Die Völkerschauen boten die Möglichkeit dem „einfachen Volk“die imperiale Größe der jeweiligen Kolonialmacht vorzuführen. Ebenso mussten die immensen Kosten, die mit der Eroberung immer größerer Gebiete einhergingen, gerechtfertigt und der heimischen Bevölkerung verständlich gemacht werden. Der Blick auf den „wilden“und „unzivilisierten Menschen“ist somit nicht zuletzt ein Blick der Selbstvergewisserung der eigenen politischen, kulturellen und militärischen Überlegenheit, der eine moralische Legitimation, einer an gewaltsamer Eroberung, Unterdrückung und Ausbeutung anderer Länder und deren Bevölkerungen verpflichteten Kolonialpolitik, darstellt.
Die katastrophale Quellenlage hinsichtlich der subjektiven Erfahrungswelt der ausgestellten Menschen zwingt zu einer recht einseitigen Auseinandersetzung mit jener der Schauenden. Welche Motive hatten die Besucher, was hat die Faszination der Völkerschauen ausgemacht und wie lässt sich die regelrechte „Massenbegeisterung“des Publikums erklären?
Zu den Völkerschauen im deutschsprachigen Raum gibt es wenige Untersuchungen die sich explizit mit dem Thema beschäftigen und dieses systematisch behandeln. Fünf Monographien34 fanden Eingang in diese Arbeit, die sich ausführlich mit bestimmten Veranstaltungsorten oder einzelnen Aspekten der Völkerschauen beschäftigen. So beziehen sich die Angaben über Verlauf und Organisation der Schauen vorwiegend auf folgende Orte: Basel, Zürich, Wien und Hamburg in Verbindung mit der Geschichte der Firma Hagenbeck, sowie eine Darstellung der lateinamerikanischen Völkerschauen in deutschen Zoos. Allen ist gemein, dass von einer schlechten Quellenlage gesprochen wird und die Arbeiten in erster Linie durch intensive Archiv- und Zeitungsstudien, sowie durch die Auswertung von Lebenserinnerungen, Briefen und Tagebüchern der Organisatoren und beteiligten Impresarios und Weber zustande gekommen sind. Im Zusammenhang mit den Welt- und Kolonialausstellungen, die auch Gegenstand dieses Textes sind, finden sich dagegen zahlreiche Publikationen. Die Ausstellungsjahre seit 1851 wurden lückenlos erfasst. Da die Welt- und Kolonialausstellungen hier nur vergleichend erwähnt werden, wurde mit Michael Wörners Arbeit ein kulturwissenschaftlicher Zugang gewählt.
Somit ist die Quellenauswahl einer rein westlichen, eurozentristischen Blickrichtung unterworfen. Dies ist legitim, da hauptsächlich die Völkerschauen im deutschsprachigen Raum untersucht werden und darüber hinaus die Besucherinnen der Ausstellungen im Fokus stehen.
Zunächst wird eine kurze Begriffserklärung gegeben. Das dritte Kapitel dient einer Einordnung des Themas in den historischen Kontext. Im vierten Kapitel stehen die Formen der Inszenierung von „Fremdheit“im Mittelpunkt, die anhand der Völkerschauen der Weltausstellungen und der Firma Carl Hagenbecks thematisiert werden. Das fünfte Kapitel behandelt die zentrale Fragestellung dieser Arbeit, indem nach der Wahrnehmung der ausgestellten, fremden Menschen durch die betrachtende Gesellschaft gefragt wird. Im vorletzten Abschnitt dieser Arbeit wird kurz auf das Ende der Völkerschauen eingegangen und dann im siebten Kapitel ein abschließendes Fazit gezogen, sowie die Thematik in einen umfassenderen Kontext eingeordnet.
2. Begriffe
Der Begriff „Völkerschau“wird in der Forschungsliteratur recht einheitlich angewendet, jedoch nicht ohne dabei auf Kritik zu stoßen. Werner Michael Schwarz spricht sich gegen die Verwendung dieses Begriffes aus, da er erst ab der Jahrhundertwende zeitgenössisch nachweisbar und häufig unreflektiert übernommen worden ist.5 Schwarz spricht sich für die exakte Verwendung der unterschiedlichen zeitgenössischen Begriffe aus, wie „Ausstellung exotischer Menschen“, „Dorf“, „Lager“oder „Karawane“bzw. „Truppe“.6 Die Völkerkundlerin Thode-Arora spricht dagegen von Völkerschauen, ohne diesen Begriff zu klären.7 Balthasar Staehelin kritisiert im Falle von Thode-Arora, zu Recht, dass in ihrer Analyse, „… die fragwürdigen Seiten dieser Vergnügungsindustrie und ihre Aufnahme beim Publikum ungenügend …“, rezitiert worden sind.89 „Truppe“oder „Ensemble“verwendet er für die einzelnen Völkerschauen. Ich lehne mich bei meiner Begriffswahl bei Staehelin an und benutze den Begriff „Völkerschau“oder verkürzt „Schauen“als Sammelbegriff für die Zurschaustellung von Menschen in zoologischen Gärten und auf Welt- und Kolonialausstellungen. Allgemein spreche ich auch von Ausstellungen oder Schaustellungen. Staehelin spricht sich selber für den Begriff „Völkerschauen“aus und benutzt ihn als Sammelbegriff für die Zurschaustellung von Menschen im Zoo.
Die Begriffe „Werber“ und „Impresario“sind zeitgenössische Begriffe, sie werden hier synonym verwendet. Für die Völkerschauen mussten zunächst die Menschen aus ihren Heimatländern nach Europa gebracht werden. Die Begriffe „Werber“und „Impresario“waren im 19. Jh. gebräuchlich für die Personen, die einerseits die Menschen in ihren Heimatländern angeworben und andererseits als Vermittlungsmänner in Europa aufgetreten sind.10 Besonders im 19. Jh. trat der Werber und Impresario vorzugsweise in Personalunion auf. Das 20. Jh. zeichnet sich dagegen durch ein viel höheres Maß an Organisation, Planung und Durchführung der Schauen aus, was nur über eine effektive Arbeitsteilung erreicht werden konnte.
Die Begriffe Indianer-, Neger- oder Eingeborenendorf sind zeitgenössische Begriffe der damaligen Veranstalter, Journalisten und Besucher. Sie charakterisieren sehr genau die Sichtweise der damaligen Besucher auf die ausgestellten Menschen, werden in dieser Arbeit, aufgrund der negativen Konnotation, jedoch nicht verwendet.
Auf die weibliche Form der Bezeichnung der Besucher und Teilnehmer wird verzichtet, da die Zusammensetzung der Truppen nicht immer eindeutig geklärt werden konnte.
3. Die Anfänge und die Entwicklung bis zum 19. Jahrhundert
Mit den Endeckungen der seefahrenden Mächte Portugal und Spanien im 15. und 16. Jahrhundert geriet die autochthone Bevölkerung, des amerikanischen Kontinents, in den Fokus europäischen Interesses. Die ersten Indianer, in diesem Fall vom Stamm der Arawak-Indianer, brachte Christoph Kolumbus von seiner ersten Entdeckungsfahrt mit.11 Sie wurden einer staunenden Gesellschaft in Sevilla vorgeführt und „… wurden zur Sensation auf den Empfängen der Hofgesellschaft.“12 In vier Atlantiküberquerungen brachte es Amerigo Vespucci schon auf über 200 Verschleppungen. Die Opfer dieses Menschenraubs wurden in Spanien und auch in anderen europäischen Ländern bereits zu einer Attraktion, die, den späteren Jahrmarktsschaustellungen gleich, vorgeführt wurde. Bitterli beschreibt den Höhepunkt dieser frühen Entwicklung folgendermaßen:
„In Rouen und Bordeux bildeten um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts Rothäute die Hauptattraktionen von Theatervorstellungen und Umzügen; unter üppigen Aufwand an den Kunstbauten und Dekorationen wurde dem staunenden Publikum in den lebenden Bildern ein Eindruck vom Dasein fremder Völker zu vermitteln versucht, und Perser, Araber, Türken und Afrikaner, echte sowohl verkleidete, bereicherten das globale Panaoptikum.“13
Doch die Indianer vertrugen das europäische Klima nicht, starben meistens nach kürzester Zeit an Lungen- und Atemwegserkrankungen oder, wie Urs Bitterli ausführt, an Gemütskrankheiten.1415 Hier liegt die Ursache für einen dramatischen Rückgang der Verschiffungen im 17. Jahrhundert. Eine Verschiebung der Wahrnehmung, hin zur romantischen Projektion vom „edlen Wilden“, kennzeichnet die Entwicklung im 18. Jahrhundert. Eine beliebte Unterhaltungsform wurden exotische Romane und Theateraufführungen mit europäischen Schauspielern, die Indianer darstellten. Als poetisch verklärtes Idol des „edlen Wilden“ wurde der Indianer in Europa, quasi in Abwesenheit, weiter lebendig gehalten. Im 18. Jahrhundert, im Zuge der großen Entdeckungsfahrten in der Südsee, wurden dann zunehmend die Bewohner der Pazifikinseln, wie etwa Tahiti, zur exotischen Attraktion in Europa.
Anfang des 19. Jahrhunderts wurden Menschen außereuropäischer Länder auf Jahrmärkten und in Gaststätten als Kuriositäten präsentiert. Insbesondere die Jahrmarktausstellungen galten in bildungsbürgerlichen Kreisen jedoch zunehmend als eine anrüchige Veranstaltung und gerieten in Verruf. Einzelne “ Kuriositäten“, wie die von Thabo Mbeki angesprochene Sarah Baartmann, wurden dennoch gerade auch eine Attraktion in bürgerlichen Kreisen. Das ändert sich zur Mitte des 19. Jahrhunderts gewaltig. Die gesellschaftlichen Umbrüche, hervorgerufen durch die bürgerlichen Revolutionen, beginnende Industrialisierung und Kolonialismus, leiteten eine neue Zeit ein. Zippelius spricht auch von der „Epoche der großen Weltausstellungen“.16 Nach Zippelius sind es die „… Schaubuden der Fahrenden …“, die „… eine Keimzelle für größere Unternehmen wie Varieté und Zirkus.“, bildeten und in inszenierte Massenspektakel mündeten.17
Die Anfänge des professionellen Völkerschaugewerbes fallen außerdem zusammen mit der Gründungswelle von musealen Einrichtungen im deutschsprachigen Raum, wobei diese Phase zur Mitte des 19. Jahrhunderts bereits weitestgehend abgeschlossen war. Es lassen sich aber dennoch Verknüpfungen feststellen. Die ethnologischen Museen waren auf den Export von Ethnographika angewiesen. Neben der Beschaffung von Ausstellungsteilnehmern waren die Impresarios ebenfalls aktive Zulieferer ethnographischer Devotionalien, die an die Museen weitergegeben wurden. Zippelius schreibt ganz treffend, dass mit den Völkerschauen in zoologischen Gärten, und auf Welt- und Kolonialausstellungen eine „Bühne für den Menschen als lebendes Exponat“1819 Soweit der knappe historische Abriss. geschaffen wurde, was konkret auf das Museumswesen eingewirkt hat, um schließlich in den europäischen Freilichtmuseen zu münden. Zippelius verweist auf das erste europäische Freilichtmuseum auf Skansen (Schweden), von 1891. Auch hier gehörten lebende Exponate zu einem der Programmpunkte und vervollständigten die Objektesammlung.
4. Inszenierungsformen der Fremdheit
Wie bereits erwähnt, fanden Völkerschauen an ganz unterschiedlichen Örtlichkeiten statt, was zu einer großen Bandbreite von Darstellungs- oder Aufführungsformen führte. Der Schweizer Autor Balthasar Staehelin differenziert drei dramaturgische Hauptlinien der Inszenierung von Fremdheit und des Exotischen: „… die zirkusähnliche Schau, das ‚Eingeborenendorf‘ und die ‚Freak Show“‘.20 Als eine weitere, separat zu betrachtende, Inszenierungsform lässt sich die sog. „anthropologische Show“ hinzufügen. Darüber hinaus lassen sich, etwas grob und vereinfachend, drei zeitliche Phasen von einander abgrenzen, in der jeweils eine bestimmte Inszenierungs- und Darstellungsform dominierte. In den folgenden Unterkapiteln werden zwei Formen der Zurschaustellung von einander unterscheiden. Zum einen die “ Eingeborenendörfer“der Weltausstellungen, sowie die Völkerschauen in zoologischen Gärten.
Zu Anfang des 19. Jahrhunderts gehörte jedoch noch die sog. „Freakshow“, also die Vorführung von Menschen aus exotischen Ländern oder Menschen mit, als abnormal betrachteten, besonderen körperlichen Merkmalen, auf Jahrmärkten und privaten Veranstaltungsräumlichkeiten, zu einer gängigen Unterhaltungsform aller Schichten der Gesellschaft. Diese Tradition reicht, wie schon angesprochen, bis in das 15. Jahrhundert zurück und verweist auf die „Wunder- und Raritätenkammern“21 der europäischen Hofgesellschaft. Die „Raritätenkammern“werden ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zunehmend von Völkerschauen verdrängt. Im Rahmen dieser Arbeit kann auf die „Freakshow“nicht näher eingegangen werde. Sie unterscheidet sich in Form, Funktion und Wirkung erheblich von den Völkerschauen der Weltausstellungen und der zoologischen Gärten, was eine seperate Bearbeitung nötig erscheinen lässt.
Die Anfänge der professionellen Völkerschauen lassen sich etwa ab den 1870er Jahren festmachen, auch wenn solche zeitlichen Grenzen natürlich nur eine grobe Markierung darstellen und nicht für alle Regionen Westeuropas zutreffend sind.
4.1 Die Völkerschauen als Bestandteil der Weltausstellungen
Die Zurschaustellung von Menschen aus „exotischen Ländern“und Kolonien ist ebenfalls keine Erfindung des 19. Jahrhunderts, wurde aber in diesem Jahrhundert in bis dahin nicht gekannten Ausmaßen betrieben, perfektioniert, ja salonfähig gemacht. Wie bereits erwähnt wird aus dem Jahr 1533 von einer Präsentation eines Arawak-Indianerdorfes in Rouen sur Seine berichtet. Ganz im Stil der späteren Welt- und Kolonialausstellungen zeigten die nach Europa gebrachte oder verschleppte indigene Bevölkerung Brasiliens die Verrichtungen ihres alltäglichen Lebens, ihrer Jagd- und Handwerksbräuche.22
Auf den Weltausstellungen, die zu einem festen Bestandteil des ökonomischen und kulturellen Lebens der Nationen und Regionen werden sollten, waren die „ethnographischen Dörfer“, zum Ende des 19. Jahrhunderts, nicht mehr wegzudenken. Sie schienen über eine magische Anziehungskraft zu verfügen und wurden gar zum wahren Publikumsmagneten der Weltausstellungen. Michael Wörner bemerkt dazu: „Diese Entwicklung [gemeint ist die „inflationäre Verbreitung“ethnographischer Dörfer und historischer Ensembles] ist in einem engen Zusammenhang mit dem sich im Verlauf des 19. Jahrhunderts vollziehenden Wandel der Weltausstellungen zu populären Massenveranstaltungen zu sehen, bei denen kulturelle Darbietungen zunehmend mehr Raum einnahmen …“.23 Wörner unterscheidet jedoch nicht zwischen den sog. „historischen Ensembles“, den “ ethnographischen Dörfern“, sowie den „exotischen Ensembles“.24 Es versteht sich, dass die Art der Selbstdarstellung einer Ethnie, erheblich dadurch determiniert wurde, ob es sich um Kolonialgebiete oder europäische Nationen handelte.
Die Kolonialgebiete wurden in eine reine Fremddarstellung gepresst. Diese beschwor das verzerrte Bild einer primitiven Urbevölkerung herauf, die der spirituellen, sozialen und ökonomischen Anleitung der Europäer bedurfte. Nur wenigen war es vergönnt sich selbst zu inszenieren. Ägypten, mit der, „… für eine Weltausstellung des 19. Jahrhunderts obligatorische[n] …“,25 „Street of Cairo“, zählte dazu. Darüber hinaus wäre es sicher undenkbar gewesen, dass sich die „lebenden Requisiten“der „historischen Ensembles“ europäischer Länder, damit sind Inszenierungen des bäuerlichen Lebens gemeint, den erniedrigenden „Körperschauen und Vermessungen“hätten unterziehen müssen.
Mit der industriellen Revolution änderten sich die Produktionsbedingungen und damit die Lebensgewohnheiten breiter Schichten der Gesellschaft. Bis zum Ende des 19. Jahrhundert entwickelten sich die Weltausstellungen so zu „… Massenspektakeln, auf denen das unterhaltende Element immer mehr in den Vordergrund rückte.“26 Schon die erste offizielle Weltausstellung von 1851, die Londoner “ Great Exhibition of the Works of Industrie of all Nations“, zog bereits sechs Millionen Menschen an. Diese Entwicklung läuft parallel zum allgemeinen Ausstellungswesen und anderen Veranstaltungsformen.
Während das nationalstaatlich orientierte Pavillionsystem, heutiger Prägung der Ausdruck eines zunehmenden Selbstbewusstseins der Nationalstaaten und einer verschärften Konkurrenz der Staaten untereinander, wie sie für den beginnenden Imperialismus kennzeichnend war, ist, stand bei der ersten Weltausstellung von 1851 der Gedanke, die Menschheit als Ganzes zu erfassen im Vordergrund. Das Ziel war „… die Darstellung der „Einheit der Menschheit.“2728 Im Zuge dieser Entwicklungen wurden ab 1867 die „ethnographischen“und “ historischen Ensembles“aus dem zentralen Ausstellungskomplex ausgelagert. Wobei auch Wörner kritisch anmerkt: „Der friedliche Wettkampf’ der Nationen verlagerte sich zunehmend auf das Gebiet der Kultur. Ein solcher Wettstreit der Kulturen’ zeigte sich schon in London 1851, als einige Länder zur Abgrenzung gegenüber der im Kristallpalast vereinten „Weltfamilie’ ihre Abteilungen mit eindeutig identifizierbaren Versatzstücken aus ihrer nationalen Ikonographie versahen.“
Die Darstellung „exotischer Länder“auf den Weltausstellungen wurde sehr unterschiedlich realisiert. Der „parc étranger“, der Pariser Weltausstellung von 1867 zeichnete sich z.B. durch ein maurisches Bad oder einen orientalischen Basar aus. Die noch junge Evolutionstheorie Darwins galt als chick und modern. Die Naturkunde war „en vogue“, so entwickelte sich ein neues Ausstellungskonzept. Diese Entwicklung lässt sich gut anhand der Weltausstellungen von 1889 in Paris und 1893 in Chicago nachvollziehen. In Paris und Chicago wurden ethnographische Dörfer aus verschiedenen außereuropäischen Ländern aufgebaut. Die ausgestellten Gruppen stammten vor allem aus Afrika (Senegalesen) und Asien (Tamilen).2930 Speisen, Vorführungen von Kampfhandlungen mit den entsprechenden Waffen,31 oder die öffentliche Fertigung von Alltags- und Schmuckgegenständen. Die sog. „Histoire de l’habitation humaine“als Bestandteil des Ausstellungsprogramms der „Exposition rétrospective du travail et des sciences anthropologiques“32 wollte mit einer Analyse der unterschiedlichen Wohnformen die Entwicklungsgeschichte der Kulturen nachzeichnen. Auf der einen Seite wurde die Entwicklung der „alten Kulturen“vom prähistorischen Wohnen über die antiken Hochkulturen und europäischer Mittelalterzeit bis zur Gegenwart arichtektonisch nachempfunden. Auf der anderen Seite wurden einfachste Behausungen von Kulturen aufgebaut, die, nach dem damaligen Standpunkt, als “ primitive Völker“, als „Wilde“bezeichnet wurden. Hierzu zählten Inuit oder Äquatorialafrikaner.33 Ohne Frage wird diese Art der Präsentation, mit den einfachen Hütten der „Wilden“vor der Kulisse des Eifelturms, als architektonische Krönung der abendländischen Zivilisation, sehr beeindruckend auf die damaligen Besucher gewirkt haben. Die „World’s Columbian Exposition“in Chicago setzte dann noch einmal neue Maßstäbe im Bereich der Vergnügungsstätten. Es kann von einer regelrechten Showindustrie gesprochen werden, die auch die ethnographischen Inszenierungen beeinflusste. Wie schon in Paris 1889, nur in noch ausuferndem Umfang, hatte sich ein inoffizielles Vergnügungsviertel, am Rande des offiziellen Ausstellungsgeländes, etabliert. Zu dem alltäglichen Unterhaltungsprogramm gehörte die Aufführung von Tänzen, die öffentliche Zubereitung traditioneller
Was für das liberale Bildungsbürgertum ein „Graus“, ein Ort der „Unzucht“gewesen sein muss, lockte zahlreiche Besucher der breiten Bevölkerungsschichten an. Auf dem, einem Jahrmarkt gleichen, “ Middway Plaisance“reihten sich die Verkaufsbuden aneinander, Gaststätten lockten mit schnell zubereiteten Speisen und diverse Attraktionen waren zu bestaunen. Inmitten des bunten Treibens wurde das „Departement M. Ethnology and Archaeology“, als eigenständige Abteilung im Rahmen der Weltausstellung untergebracht. Gezeigt wurden Siedlungen aus Lappland, Java, Dahomey, sowie verschiedene nordamerikanische Indianerstämme, „… als bunte Mischung aus ethnologischem Freilichtmuseum und Vergnügungspark.“34 Chicago hatte aber noch mit einer weiteren Neuheit aufzuwarten, dem sog. “ Anthropological Building“. Das anthropologische Gebäude diente renommierten Anthropologen, wie Franz Boas und anderen Wissenschaftlern, zu Studien am „lebenden Objekt“. Es war eine Art „musealer Zurschaustellung“,35 wie Michael Wörner betont. Hier wurden Köpervermessungen vorgenommen, sowie anthropologische Kongresse abgehalten. Franz Boas, der auch gerne als „Vater der amerikanischen Anthropologie“bezeichnet wird, war einer der Mitinitiatoren dieser Ausstellungsabteilung. Eine genauere Betrachtung Boas und seines Werkes macht deutlich, dass das Interesse der Anthropologie an den körperlichen Eigenschaften der autochthonen Bevölkerung anderer Länder und Kontinente, zu einem dominierenden Faktor innerhalb dieser Wissenschaft geworden war. Für zahlreiche Forscher war es eine verlockende Vorstellung, das „Objekt der Begierde“, die indigenen Kulturen weit entfernter Länder, im eigenen Land studieren zu können, ohne die kostspieligen und gefährlichen Reisen auf sich nehmen zu müssen. Hier spielte es keine Rolle, ob der Forscher an der sozialdarwinistischen Evolutionstheorie Darwins anhing oder ganz im Gegenteil, wie Franz Boas, ein Gegner des Evolutionismus, übertragen auf kulturelle Zusammenhänge, und Rassismus war.
Den Völkerschauen der Weltausstellungen wurden also keinerlei Ressentiments entgegengebracht. Besucher, Impresarios, Wissenschaftler und Initiatoren der Weltausstellungen waren einheitlich von dem Nutzen solcher Darbietungen überzeugt. Lässt sich dieses Interesse vielleicht noch mit einem allgemeinen „Wissensdurst“der westlichen Bevölkerung an den entfernt gelegenen Ländern und Menschen erklären, wird eine solche Erklärung für die Ausstellungen von Menschen in zoologischen Gärten, eingepfercht in Tiergehegen, jedoch zunehmend schwieriger.
4.2 Die Anfänge: Zoologische Gärten und „ihre“Völkerschauen
Die Zoogründungen im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts gingen in erster Linie auf wirtschaftliche Interessen zurück und nicht selten waren es Schaustellerfamilien, welche die kommerzielle Tierhaltung mit anderen Formen der Unterhaltung verknüpften.36″Durch die Kombination von Tierhaltung, Bewirtung und Schaustellungs-Darbietungen entstand eine wirtschaftlich erfolgreiche Mischung, deren Sog sich auch die älteren Zoos nicht entziehen konnten. Sie versuchten seit den 1870er Jahren, ihre finanziellen Schwierigkeiten mit einer Erweiterung des Angebots um ähnliche Attraktionen zu überwinden.“37
Rieke-Müller kann in ihrer Arbeit drei Gründungswellen von zoologischen Gärten in Deutschland ausmachen. Eine frühe Phase, Mitte des 19. Jahrhunderts, die von einem liberal-bürgerlichen Aufklärungsgedanken geprägt war. „Bemühungen, naturwissenschaftliche Kenntnisse einem breiteren Publikum näher zu bringen, lagen in der aufklärerischen Tradition bildungsbürgerlicher Vereinigungen begründet.“38 Diese Entwicklung, hin zu einer Popularisierung wissenschaftlicher, vor allem naturkundlicher Themen, hatte bereits in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts eingesetzt und spiegelte sich in der Öffnung von Museen und Sammlungen für die bürgerlichen Kreise, sowie öffentlichen Vorträgen und Veröffentlichungen in Zeitschriften und Tageszeitungen wieder.39
Die zweite Phase von Zoogründungen, im deutschsprachigen Raum ab den 1860er Jahren, war durch wenig Innovation in Planung und Gestaltung der Anlagen, sowie einer schlechten finanziellen Ausstattung gekennzeichnet. Zu nennen sind hier Gründungsbemühungen in Wien und München, die nach wenigen Jahren zunächst wieder aufgegeben werden mussten.40 Von der anfänglichen Aufbruchsstimmung war nichts mehr zu spüren. Die dritte Phase zoologischer Gründungen beruhte auf eine Initiative von Einzelpersönlichkeiten, die keine, oder nur vordergründig, wissenschaftliche Ziele verfolgten. Vielmehr zielten diese auf ein wirtschaftlich lukratives Unternehmen. Hier ist an erster Stelle Carl Hagenbeck mit seinem Hamburger Tierpark zu nennen, aber auch die Zoogründungen in Stuttgart, München und Leipzig.41 Die älteren Zoos in Deutschland lehnten sich an den neuen Konzepten an und konnten zum Teil nur durch diese neuen wirtschaftlichen Perspektiven ihre Zukunft sichern. Im Zusammenhang mit der Zurschaustellung von Menschen in den zoologischen Gärten ist diese Entwicklung äußerst wichtig, erklärt sie doch die Notwendigkeit neue Attraktionen für ein größeres Publikum bereit zu stellen „Die Ausstellung von Menschen in Tiergärten war jetzt auch in Deutschland akzeptabel geworden.“42
In Wien war der Tiergarten in eigener Regie für die Organisation von Schaustellungen aktiv geworden, was eher die Ausnahme blieb, zumeist wurden tourende Truppen von anderen Veranstaltern angeheuert. Der Wiener Tiergarten hatte jedoch, bis 1901, einen enormen Erfolg mit seinen Völkerschauen.43 Insbesondere das sog. „Aschanti-Dorf“von 1896 und 1897 konnte in einer Liga mit den Hagenbeck’schen Schaustellungen und den großen ethnographischen Dörfern einiger Weltausstellungen spielen. Der Charakter der Schauen zeichnete sich durch angebliche Authentizität aus. Eine „Authentizität“jedoch, die sich aus Phantasien, aus Abenteuer- und Reiseberichten speiste, in der sich eine lange Tradition verfälschender Reiseberichterstattung manifestiert. Werkzeuge, Kleidungen und Lebensgewohnheiten wurden, unabhängig von ihrer tatsächlichen Verwendung, als Requisiten eingesetzt. Indianer der Nordamerikanischen Westküste zum Beispiel, die traditionell keinen Federschmuck kannten, brachten es ohne einen solchen freilich nicht weit. Denn ein Indianer ohne Federschmuck war kein Indianer. Entscheidend war nur was unterhaltsam war und den rudimentären Vorstellungen der Besucher und Ausstellungsmacher, in diesem Fall, über „die Indianer“entsprach. Michael Werner Schwarz konnte zudem ausmachen:
„Die Bedeutung des Darwinismus, gerade auch in seiner politischen und ideologischen Dimension, war eine wichtige Voraussetzung für die Konzeption und den Erfolg der Schaustellungen Hagenbecks. Denn erst die Abstammungslehre legitimierte die gleichzeitige Schaustellung von Menschen und Tieren, die zudem als gleichrangige Elemente bzw. als jeweils notwendige Ergänzung des anderen inszeniert wurde.“44
4.3 Das große Geschäft: Carl Hagenbeck und „seine“Völkerschauen
Der Tierhandel und die Zurschaustellung von Menschen waren bei Hagenbeck also ganz eng verflochten.45 Oft suchte er zuerst nach besonderen Tieren, die er ausstellen wollte und veranlasste dann, dass die jeweilige Bevölkerung ebenso vertreten war. Zum Beispiel bei der sehr bekannt gewordenen „Ceylon-Karawane“.46 Die Zurschaustellung von Menschen und Tieren entwickelte sich damit zu einer “ zirkusähnlichen Branche“. Nicht nur Hagenbecks „Truppen“ tourten durch Europa, zahlreiche Geschäftsleute sprangen auf diesen lukrativen Zug auf. Hagenbeck jedoch gehörte zu den erfolgreichsten europäischen Geschäftsleuten dieser Branche. Mittels eines weltweit operierenden Netzes aus Werbern, Impresarios und Schiffskapitänen organisierte Hagenbeck zwischen 1874 und 1931 ca. 60 Völkerschauen. Die Liste der bereisten europäischen Städte ist lang. Hier eine kleine Aufzählung, ohne Anspruch auf Vollständigkeit: Hamburg, München, Köln, Hannover, Berlin, Breslau, Dresden, Prag, Wien, Zürich, Basel, Paris, London, Rotterdam, Straßburg.
Den Anfang machte Hagenbeck mit seinem „Carl Hagenbecks Thierpark“ 1874 und der ersten Ausstellung die eine Gruppe von Samen und Lappen zeigte, die noch als Tierbegleiter für eine Renntierherde fungierten. Die erste Völkerschau, die 1876 stattfindende „Nubierschau“, wurde bereits ein großer geschäftlicher Erfolg.47 Der Durchbruch war damit aber noch nicht geschafft. Es folgten einige Tiefschläge, die vor allem für die ausgestellten Menschen schreckliche Folgen haben sollten. Die folgenden Schaustellungen mit Inuit und einer Gruppe von elf Personen aus Feuerland,48 geriet zum Misserfolg. Ein Entführungsvorwurf gegenüber den Anwerbern der Kaweshkar, die hohe Sterblichkeitsrate dieser Gruppen oder die als schwere Depression beschriebenen Leiden der ausgestellten Menschen sorgten für Aufsehen. Zunächst dachte Hagenbeck daran, ganz aus dem Gewerbe auszusteigen.
Doch er entschied sich stattdessen die gesamte Organisation, vom Anwerben, über die Unterbringung und medizinische Versorgung der „Truppen“ , bis hin zu einem modern anmutenden Werbemanagement, auf professionelle Beine zu stellen. Das Ensemble, samt zahlreichen mitgebrachten Tieren,49 stammte aus Nubien, dem ägyptischen Sudan, und tourte zwei Jahre durch Europa.50 Die Hagenbeckchen Schauen veränderten nun, nachdem die kritischen Stimmen, die im Zusammenhang mit der „Europatournee“der Kaweshkar nicht ungehört blieben, ihren Charakter gewaltig. Bewusst und offensichtlich war Hagenbeck bemüht, seine Geschäfte vom Schaustellergewerbe, den Jahrmärkten und „Wirtshausbühnen“abzuheben. Schwarz stellt dazu sehr treffend, anlässlich der Nubier-Karawane in Wien, fest:
“ Hagenbeck operiert nicht mit dem Außergewöhnlichen und Sensationellen, verweigert sich der Sprache der Attraktion, sondern im Gegenteil, und darin liegt das Besondere der Ankündigungen, er verspricht dem Publikum gerade das »Normale« bzw. »Alltägliche«, etwas, das nur dadurch […] zum Außergewöhnlichen wird, weil es in einem fernen Land stattfindet.“51
Ein Problem, mit dem sich das Schaustellergewerbe herumschlagen musste, hatte Hagenbeck damit beseitigt, die Frage nach dem „Echtheitscharakter“der Schau und der Teilnehmer. So wurden in erster Linie bei den Aufführungen Szenen aus dem alltäglichen Leben nachgespielt. Hagenbeck orientierte sich stark an den ethnographischen Dörfern der Welt- und Kolonialausstellungen, nicht nur in der Art der Präsentation, sondern auch was die Örtlichkeiten betraf. Da wo es möglich war, wurden seine herumreisenden Truppen auf dem Gelände früherer Weltausstellung präsentiert,52 in zoologischen Gärten,53 oder auf öffentlichen Festplätzen.54
Bereits in den Jahren 1883 und 1884 erlebten die Firma Hagenbeck und das private „Völkerschaugewerbe“ weitere Höheflüge. Eingeleitet wurde diese Entwicklung durch zwei in ganz Europa sehr erfolgreiche „Völkerschauen“. Die erste dieser Schauen setzte sich aus Menschen der russischen Provinz Astrachahn55 zusammen, die sog. Kalmücken-Ausstellung. Die zweite, die sog. „Singhalesen-Ausstellung“, bestand aus Bewohnern der Insel Ceylon, Singhalesen und Tamilen, wobei es mit der korrekten ethnographischen Bezeichnung nie besonders Ernst genommen wurde. Konnte die „Nubier-Karawane“bis dahin mit der höchsten Teilnehmerzahl aufwarten, 10 Männer und 2 Frauen,56 wurden für die Kalmücken-Ausstellung bereits 24 Personen und für die “ Singhalesen-Ausstellung“sogar 51 Personen angeheuert.57 Nicht nur die Teilnehmerzahlen nahmen bis dahin unbekannte Dimensionen an auch der mitgeführte Tierbestand wurde enorm erweitert. So hatten die Menschen aus Ceylon allein 12 Elefanten und 8 Zebus zu betreuen. Die quantitative Erweiterung kann aber nicht alleine für den enormen Publikumserfolg dieser Schaustellungen verantwortlich gemacht werden. Hinzu kam ein neues Vermarktungskonzept, dass den Völkerschauen endgültig zum ökonomischen Durchbruch verhalf. Insbesondere die Abgrenzung zu den traditionellen Schaustellungen wurde weiter zementiert. Die neuen Schaustellungen wurden den Zeitgenossen mit dem recht komplizierten Titel „Carl Hagenbecks anthropologisch-zoologische Kalmücken (bzw. Singhalesen)- Ausstellung“58 „später wird wieder stärker zu theaterähnlichen Präsentationsformen übergegangen. Museum heißt in diesem Zusammenhang auch die wenigen noch erhaltenen “exotischen Menschen“ und Tiere zu konservieren und für die Nachwelt zu erhalten. Hiermit sollte jeder Zweifel an einem seriösen Anspruch der Unternehmung schon von Anfang an zerstreut werden. Es hätte wahrscheinlich gar nicht des Zusatzes „anthropologisch-zoologisch“bedurft, da schon der Begriff „Ausstellung“im Zusammenhang mit Völkerschauen ein echtes Novum war, und Hagenbeck, als Veranstalter, auf die gleiche Stufe mit einem Museumsleiter stellte, der seine „Objekte“, einem Bildungsideal folgend, der breiten Masse der Gesellschaft präsentiert. Schwarz nennt dieses Konzept „das Hagenbeck’sche Konzept der ethnologischen »Selbstpräsentation«
Die Hagenbeck’schen Schauen zeichnen sich also zusammenfassend durch folgende Merkmale aus.
1. Durch eine Inszenierung des Normalen, des Alltäglichen.
2. Durch eine aufwendige, perfekt choreographierte, Präsentationstechnik.
3. Durch ein wissenschaftliches Vokabular und die Nähe zu wissenschaftlichen Persönlichkeiten. 4. Durch eine enge Verbindung, Assoziation, zu den Kolonial- und Weltausstellungen und gleichzeitige Distanz zu dem Schaustellungsgewerbe.
5. Durch eine Präsentationsform, die als Bildungsveranstaltung begriffen werden sollte und
6. schließlich durch eine geschickte Werbe- und Vermarktungsstrategie.63 „
Die Strategie Hagenbecks, sich mittels neuem räumlichen Kontext, wissenschaftlichem Vokabular und der Inszenierung »echten Lebens« vom Image bisheriger Schaustellungen abzuheben, war unbestritten erfolgreich.“64, urteilt Schwarz. Der überragende Erlog Hagenbecks hat seine Ursache in der Tatsache, dass er es wie kein anderer geschafft hat, sich einem wandelnden Zeitgeist anzupassen und die neuen Möglichkeiten, Massenveranstaltungen zu organisieren um diese lukrativ zu vermarkten, frühzeitig erkannte. Hagenbecks Inszenierungsformen haben sich binnen kürzester Zeit grundlegend gewandelt. Waren die Anfänge der Hagenbeck’schen Tierschauen zunächst ein Hoffnungsschimmer für den darbenden Familienbetrieb, entwickelten sie sich zu einem grandiosen wirtschaftlichen Erfolg. Erkauft wurde dieser Erfolg aber, wie so oft, mit menschlichen Tragödien.
Eine Hochphase der herumreisenden Völkerschauen lässt sich für die 80er und 90er Jahre feststellen. Die Quantität der in Deutschland gezeigten Völkerschauen erreichte hier ihren Zenit, was, als Folgeerscheinung, die Konkurrenz unter den Veranstaltern verstärkte und die Einnahmen zurückgehen ließ.65 Auch der Familienbetrieb Hagenbeck wurde von sinkenden Einnahmen nicht unberührt gelassen, konnte aufgrund seines internationalen Renommees und als Garant für Qualität und Zuverlässigkeit bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges aber sogar noch expandieren. 1907 eröffnete die Firma Hagenbeck ihren Tierpark in Stellingen bei Hamburg und konnte die früheren Erfolge und Gewinne, bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges, noch einmal übertreffen. Das feste, ganzjährig geöffnete Ausstellungsgelände bot den Veranstaltern noch einmal völlig neue Möglichkeiten. Der Umfang an Kulissen, die Anzahl der Ausgestellten und die Inszenierung der Aufführungen erreichten unerreichte Dimensionen. „Die Vorführungen folgten jetzt einem festgelegten szenischen Ablauf mit dramaturgischen Höhepunkt und Happy End.“66676869 Zu den Klassikern die dort gedreht wurden gehört zum Beispiel Fritz Langs „Harakiri“. Völkerschaudörfer in großem Ausmaße wurde errichtet, die nun nicht mehr mobil sein mussten. Die ganzjährigen Schaustellungen wurden damit unseren heutigen Vergnügungsparks sehr ähnlich. Thode-Arora schreibt: „Die Scheinwelt, in die die Besucher eintauchten konnten wurde immer perfekter und so mancher Besucher mag sich tatsächlich in die reale Welt der dargestellten Gebiete versetzt gefühlt zu haben.“Nach dem ersten Weltkrieg erreichten die Völkerschauen nie wieder ihre früheren Dimensionen. Auf dem Hagenbeck’schen Tierparkgelände wurden bald schon die ersten Filme gedreht. Vor den Kulissen der Völkerschauen und mit zum Teil echten Komparsen aus den betreffenden Ländern, wie Lappen, Eskimos oder Singhalesen.
5. Wahrnehmung der „Fremdheit“und Interaktion
5. 1 Die Rolle der Wissenschaft
„Wo immer ein Eingeborener auftauchte, waren die Vertreter der Naturwissenschaften sofort zur Stelle, um aufzuzeichnen, was sich ihren Blicken darbot.“70, bemerkt Bitterli nicht ohne Ironie, denn der wissenschaftliche Nutzen war doch mehr als zweifelhaft. Die klassifizierende Rassenkunde hat jedoch in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts einen enormen Aufschwung erfahren. Die Naturforscher und Anthropologen widmeten sich jeweils bestimmter Spezialgebiete, wie der Schädelkunde, der Physiognomie oder der Hauttönung. Im 18. Jahrhundert wurde allerdings noch nicht von Äußerlichkeiten auf eine kulturelle hierarchische Stellung der Rassen geschlossen.
Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts war dann in der Ethnologie und Anthropologie ganz von dem evolutionistischen Abstammungsschema, als herrschende Lehrmeinung geprägt und stand damit ganz unter dem Leitbild der physischen Anthropologie, mit dem Ideal eine „Naturgeschichte der Menschheit“ zu entwickeln. Nur wenige Forscher sprachen sich explizit gegen den Evolutionismus aus. Hierzu gehörte der bereits erwähnte Franz Boas, der allen Kulturen die gleichen Fähigkeiten zusprach und Kontext und Umwelt für die Herausbildung von Differenz verantwortlich machte. Diese Einstellung hielt Boas jedoch nicht davon ab, sich engagiert für die anthropologischen Körpervermessungen einzusetzen. Für zahlreiche namhafte Forscher und für die unzähligen Laienforscher, in einer wissenschaftlichen Disziplin wie der Anthropologie, die sich noch im Prozess der Professionalisierung befand, waren die Völkerschauen und „Freak Shows“eine Gelegenheit ersten Ranges, „… um die zur Schau gestellten »exotischen« Menschen zu besichtigen, zu untersuchen und zu vermessen und die Theorie aus der Forschungsliteratur am »lebenden Objekt« zu überprüfen.“71 In Deutschland waren es vor allem die Mitglieder der 1869 gegründeten Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte die sich um „geeignete Studienobjekte“bemühten. Adolf Bastian und Rudolf Virchow, die Gründer der Gesellschaft, sind hier an erster Stelle zu nennen. Virchow und Bastian arbeiteten eng mit Carl Hagenbeck zusammen und intervenierten gegebenenfalls bei ausländischen Stellen für die Ausreisegenehmigungen der indigenen Teilnehmer der Völkerschauen. Fachpublikationen der Zeit dokumentieren die wissenschaftlichen Begutachtungen und Vermessungen von Völkerschauteilnehmern, die durch anthropologische und ethnographische Gesellschaften in „außerordentlichen Sitzungen“ vorgenommen wurden. Photographien von Völkerschauteilnehmern finden sich in anthropologischen und ethnographischen Standardwerken der Zeit und dienten in populärwissenschaftlichen Werken über verschiedene „Menschenrassen“als Illustrationsmaterial. Körpervermessungen galten als der beste Beleg, um die „Echtheit“ der „exotischen Menschen“zu beweisen. Damit wurden diese Darbietungen gesellschaftlich aufgewertet und somit salonfähig gemacht. Der sagenhafte Erfolg Carl Hagenbecks ist ohne die enge Zusammenarbeit mit namhaften Wissenschaftlern kaum vorstellbar. Die Wissenschaft lieferte die Erklärungen für den europäischen Fortschritt, für die Überlegenheit der weißen europäischen Rasse. Kolonialismus und Imperialismus wurden damit ideologisch begründet und als einer Sache im Dienste der Menschheit deklariert. Nicht wenige der untersuchten „Exoten“, die als „Missing link“ zwischen Affe und Homo Sapiens vermessen und rassenideologisch klassifiziert wurden, mussten auch nach ihrem Tod noch als Ausstellungsobjekt herhalten.72
Abschleißend sei noch Rudolf Virchow zitiert, der eine der verstorbenen Kaweshkar sezierte. „Da die Feuerländer von den Europäern einerseits als eine der `niedersten Rassen` angesehen wurden, deren Hirne andererseits aber ein großes Gewicht hatten, musste es sich bei ihnen demnach um einen degenerierten „Volksstamm“handeln.“ Virchow hatte damit den „Wettlauf“der Gelehrten um die Leichenteile, der während der Schaustellung in Zürich verstorbenen Kaweshkar, für sich entscheiden können, so Gabi Eißenberger.73 In diesem Zusammenhang darf jedoch nicht unberücksichtigt bleiben, dass der Mensch und der menschliche Körper mit der Aufklärung ins Zentrum zahlreicher Wissenschaften gerückt waren und ein ausgeprägtes Interesse an vergleichenden und klassifizierenden Studien am menschlichen Studienobjekt nichts Ungewöhnliches war. Sozialreformer wie Virchow hatten in erster Linie ein Interesse an einer Verbesserung der allgemeinen Hygienesituation der gewachsenen proletarischen Bevölkerung. Auch in diesem Zusammenhang wurden Ausstellungen organisiert, die den menschlichen Körper ins Zentrum stellten und ein Publikumsmagnet werden sollten. Die „I. Internationale Hygiene-Ausstellung“in Dresden konnte bereits einen wahren Besucheransturm von über 5 Millionen Besucher verbuchen.
5.2 Die Zuschauer
Die Art der Interaktion zwischen Besuchern und Teilnehmern der Völkerschauen war durch die Örtlichkeiten und die Präsentation bestimmt. Fanden sie in Zoos statt, womöglich neben dem Affengehege, war die Wahrnehmung der Besucher vorbestimmt. Die Ausgestellten wurden bestenfalls als “ Halbmenschen“wahrgenommen.74 Die anfängliche Umzäunung der Ausstellungsfläche schuf eine deutliche Distanz zwischen den Ausgestellten und den Besuchern so wie es noch 1922 im Baseler Zoo üblich war.75 Die Art der Präsentation läuft zum Teil bis zu Anfang des 20. Jahrhunderts parallel zu der Kolonialpropaganda in Europa. Wurde zunächst die gewaltsame Eroberung fremder Kontinente propagiert und die brutale Vorgehensweise mit der Unbelehrbarkeit der einheimischen Volksgruppen gerechtfertigt, schlug die Argumentationsweise um, als es nicht mehr um Eroberung sondern um Kolonialisierung und ökonomische Verwertung der neuen Besitztümer ging. In Bezug auf die Völkerschauen machte sich dieser Bewusstseinswandel in einer zunehmend stärkeren Interaktion zwischen Publikum und Teilnehmern der Schauen bemerkbar. Die weiträumig “ begehbaren Dörfer“, wie sie auf den Welt- und Kolonialausstellungen bereits bekannt waren, vermittelten scheinbar unverfälschte, unmittelbare Erlebniswelten. Die Besucher wurden ihrer Alltagswelt entrissen und so in die Rolle von „Ethnographen“ oder Abenteurern versetzt. Carl Hagenbeck war der erste Privatunternehmer der das Konzept der ethnographischen Dörfer, mit der Senegalesen Ausstellung von 1885, zur Gewinnmaximierung nutzte. Andere Veranstalter folgten diesem Beispiel. Der Eindruck einer Bildungsveranstaltung beizuwohnen und sich ein eigenständiges, kompetentes Bild des fremden Alltagslebens zu verschaffen, war das Versprechen das die Veranstalter den Besuchern gaben.
Sehr penible und besonders strikt achteten die Veranstalter aller Schauen jedoch darauf, dass die Teilnehmer möglichst nicht einer europäischen Sprache mächtig waren. „Als 1922 eine Völkerschautruppe aus Berlin eintraf, deren Mitglieder alle Deutsch sprachen, […] reagierte das Baseler Publikum misstrauisch. Die Illusion, „barbarische Wilde“vor sich zu haben, wurde durch die Verständigungsmöglichkeit schmerzhaft zerstört.“, schreibt Balthasar Staehelin.76 Die „ethnographischen Dörfer“ließen dennoch einen größeren Spielraum für Interaktion und Kommunikation zu, wenn auch nicht über die Sprache. So scheint die Gabe von Almosen und Spenden direkt an die ausgestellten Menschen durchaus typisch gewesen zu sein, was einige Völkerschauteilnehmer animierten offensiv darum zu bitten.
Die Öffnung der Ausstellungsgelände für die Besucher übte noch einen weiteren Effekt auf den Charakter der Schauen aus. Waren die Darbietungen in den umzäunten Tiergehegen meist von einer aggressiven Haltung des Publikums gegenüber den ausgestellten Menschen geprägt, die ein hohes Aufgebot an Sicherheitskräften verlangten, kann die Stimmung innerhalb der “ ethnographischen Dörfer“als friedlich bezeichnet werden. Allein der starke Besucherandrang, verbunden mit langen Wartezeiten an den Kassehäusern, führte an einigen Tagen zu Beschwerden und Unmut. Ganz anders verliefen noch die ersten Schaustellungen. Exemplarisch sei hier die Völkerschau der Kaweshkar von 1881/1882 in „Carl Hagenbeck’s Thierpark“in Hamburg kurz beschrieben. Das Publikumsinteresse an den „Kannibalen aus Feuerland“, wie die Schlagzeilen verkündeten, war enorm. An manchen Tagen berichteten die Zeitungen über regelrechte Besucheranstürme und über „tumultartige Zustände“.77 In der Nordischen Allgemeinen Zeitung, vom Dienstag, den 8. November 1881, war zu lesen
„Schon im Laufe des Vormittags belief sich die Zahl der Besucher auf ca. 20.000 und stieg bis 5 1/4 Uhr Abends, zu welcher Zeit die Kassen geschlossen wurden, auf 37,163. Während Vormittags alles ganz ruhig verlief, entwickelte sich dem ‚Tagbl.‘ zufolge Nachmittags bei den Pecherähs ein furchtbares Gedränge, so dass einige vierzig Planken der Umzäunung eingedrückt wurden und die Aufseher alle Mühe hatten, einige Ordnung zu erhalten; als jedoch um 5 1/2 Uhr sich die Feuerländer in die inneren Gemächer ihres Erdgelasses zurückzogen, nahm der Tumult bedenkliche Dimensionen an. ‚Feuerländer raus!‘ brüllte ein tausendstimmiger Chorus. Bänke und Stühle wurden zerbrochen und erst mit Hilfe requirierter Schutzleute gelang es, die Ruhe wieder herzustellen, worauf sich gegen 7 Uhr das Publikum verlief. Um die von dem Zoologischen Garten nach der Stadt zurückfahrenden Pferdebahnwagen wurden nun förmlich Kämpfe ausgefochten; […] Der Bierkonsum an den verschiedenen Restaurationsstellen des Zoologischen Gartens belief sich auf ca. 50 Tonnen.“78
Die Zuschauer hatten deutlich eine fordernde Haltung gegen über dem Zoo, den Veranstaltern und den ausgestellten Menschen eingenommen und wollten eine „gute Show“geboten bekommen. Die Vorankündigungen in den Zeitungen und auf Plakaten hatten eine Erwartungshaltung beim Publikum geweckt, die nun befriedigt werden sollte. Es wurde eine „Show“erwartet, die Spannung, Abenteuer und Unterhaltung versprach. Das Gefühl der Überlegenheit der eigenen Zivilisation war sicherlich ein begleitender Faktor solcher Schauen. Die unmittelbare Wirkung, die zu dem enormen Publikumserfolg geführt hat, ist aber viel mehr in einer ganz profanen Gemütsverfassung zu sehen, die sich bei den Besuchern einstellte und diese emotional stark tangierte, nämlich ein lustvolles Schaudern, ein ungeheuerer Spaß am Unheimlichen und Fremden. Man orientierte sich am populären Publikumsgeschmack und entsprach dem Wunsch der Besucher nach Exotik, Zerstreuung und Konsum.
Jedoch ist das enorme Publikumsinteresse nicht einfach mit einer Bestätigung der eigenen Überlegenheit, dem Schauder beim Anblick des „wilden Kannibalen“zu erklären. Die Anziehungskraft bestand viel stärker noch in der Herausbildung eines Gegenmodells zum eigenen Leben.79 Gerade die begehbaren Eingeborenendörfer zeigten die ausgestellten Menschen als interagierende Menschen, scheinbar wie im „wirklichen Leben“80 und boten so eine Projektionsfläche für die verborgenen Wünsche, Hoffnungen und Sehnsüchte, einer im Wandel befindlichen Gesellschaft. Gerade die sich zum Teil diametral gegenüberstehenden gesellschaftlichen Kräfte, schufen eine Stimmung, die von Unsicherheit und Aufbruch gleichermaßen geprägt war. Reichseinheit, Arbeiterbewegung, gravierende soziale Gegensätze und die Lebensbedingungen in den, durch den massenhaften Zustrom neuer Arbeitskräfte, förmlich explodierenden Großstädten, führten zu einer romantischen Verklärung aller scheinbar natürlichen Erfahrungs- und Erlebniswelten.
ngesichts dieser gesellschaftlichen Herausforderungen kann das etablierte politische System, des wilhelminischen Kaiserreichs, nur als antiquiert bezeichnet werden, was nicht zuletzt in den strengen Moralvorschriften der wilhelminischen Zeit sichtbar wird, die so gar nicht zu dem großstädtischen Leben zum Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts passen wollten. Wie Kerstin Gering ausführt, waren in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Moral- und Sittenkodizes durch die viktorianische und wilhelminische Moral geprägt und durch „… eine immer rigiderer Einmischung und Verhüllung des Körpers.“81, gekennzeichnet. „Sexualität, als Gegenpol rationalistischer Lebensführung, wurde als Bedrohung der bürgerlichen Gesellschaftsordnung betrachtet, weshalb versucht wurde, sie so weit wie möglich zu tabuisieren.“8283 Hier sind nun die Völkerschauen und „Freakshows“erneut eine wichtige Projektionsfläche für die, aus der Öffentlichkeit verbannte, Körperlichkeit. Durch den Besuch einer Völkerschau, mit ihren pflichtgemäß leicht bekleideten Darstellern, war es möglich ein gesellschaftliches Tabu zu brechen, ohne die sonst üblichen Sanktionen befürchten zu müssen. Andererseits wurde Nacktheit in der Öffentlichkeit gleichgesetzt mit unmoralisch, unzüchtig, primitiv, unterlegen, schwach und ausgeliefert sein.
„Diese sog. ursprüngliche, primitive Nacktheit besaß auf Völkerschauen im 19. Jahrhundert eine ganz besondere Attraktivität. Andererseits erlaubte der Kulturbedingte differente Umgang mit der Nacktheit aber gerade auch eine Relativierung der vertrauten Moralvorstellungen, die Nacktheit im 19. Jahrhundert eben weitgehend mit Unsittlichkeit gleichgesetzt haben.“
Ideale Schönheit wird mit der nordischen Rasse gleichgesetzt, im deutlichen Kontrast zur „primitiven Nacktheit“ der sog. Naturvölker.84 Hautfarbe, Gesichtszüge, Körperformen und Nacktheit dienten damit dem Kulturvergleich. Gemessen wurde die Schönheit eines Menschen an den antiken Schönheitsidealen, damit stand die weiße Rasse ganz oben.85 Daneben spielen noch weitere Motive eine Rolle, die das enorme Publikumsinteresse erklären. Erfahrungen der Unheimlichkeit spielten ebenso eine Rolle. Ein Schauer der über den Rücken läuft, wenn der Fremde eine bestimmte Bewegung macht oder einen ungewohnten Laut ausstößt. Lust und Angst, Rührung und Verachtung, heißen die Komponenten dieser Faszination. Nicht nur in den thematisierten populären Vergnügungsbereichen, sondern auch in Kunst, Literatur, Fotografie, Theater und Wissenschaft wurde das „kulturell Fremde“ und geographisch „Anderswosein“ thematisiert.
Für den Erfolg der Schauen waren weitere Faktoren, die in den kulturellen Grundzügen der kapitalistischen Gesellschaft zu suchen sind, verantwortlich. Glaubte man doch eine natürliche Unmittelbarkeit oder Unberührtheit entdecken zu können, ein Stück reine und unverdorbene menschliche Natur vor sich zu haben, die die Träume beflügeln und die Fantasien anregen konnte. Eine menschliche Seite, die ansonsten durch die Zwänge und Konventionen des modernen und industrialisierten Lebens vollkommen verdeckt erschien. Blume schreibt sehr treffend:
„Dort, wo der aktive rationalisierende Geist am wenigsten beteiligt ist, weil er sich gleichsam in einem ursprünglichen Zustand befindet, bei den so genannten »Primitiven«, bei den Kindern und auch bei den »Geisteskranken« sowie in den unbewussten Äußerungen, schien noch eine Möglichkeit wahrer Individualität vorhanden, die der Anpassungsdruck des modernen Lebens sonst verweigert.“.86
5.3 Die ausgestellten Menschen
Über die Wirkung der Völkerschauen auf die ausgesellten Menschen ist nur sehr wenig bekannt. Augenzeugenberichte existieren, bis auf das Tagebuch eines „Eskimos“und der Rekonstruktion der Lebensgeschichte der Khoi`khoi Frau Sarah Baartmann, nicht. Rückschlüsse auf die Wahrnehmung der Schauen durch die Teilnehmer sind dementsprechend nur durch eine Analyse der vorgefundenen materiellen Lebensbedingungen möglich. So unterschiedlich die Präsentationsformen, Ausstellungsorte und herumreisende Ensemble in Europa waren, so unterschiedlich waren auch die vorgefundenen Bedingungen, unter denen die Menschen leben mussten. Allgemein lässt sich sagen, je professioneller die Veranstalter agierten, desto „bessere“ Lebensbedingungen herrschten. Wie Carl Hagenbeck am eigenen Leibe erfahren musste, war eine schlechte Behandlung, insbesondere was die medizinische Versorgung und die Ernährung betraf, für das Geschäft in direkter Weise abträglich. Die hohen Anwerbungs- Reise- und Verpflegungskosten konnten sich nur amortisieren und in Gewinne verwandeln, wenn die Ensemble über mehrer Monate durch Europa touren konnten. Krankheiten der Teilnehmer führten zu unattraktiven Darbietungen, zu kritischen Stimmen in der Presse, unzufriedenen Besuchern und im schlimmsten Fall zum Abbruch der Tournee. Dementsprechend war die Situation der Ensembles auf Welt- und Kolonialausstellungen sicher besser als bei den zahlreichen privatwirtschaftlichen Unternehmungen. Einige kleinere Unternehmer, die auf den lukrativen Zug mit aufspringen wollten, waren häufig nicht in der Lage für die Rückfahrt ihrer Truppe ins Heimatland zu zahlen, strichen im Zweifelsfall die Gewinne ein, ohne ihre angeheuerten Gruppen zu entlohnen und setzten sich ins Ausland ab.87
Eine differenzierte Betrachtung ist hier nötig. Die “ Buffalo Bill Show“,88 oder die zirkusähnlichen Truppen wie die Singhalesen handelten eigenständig die Verträge mit den Impresarios aus, und können als professionelle Schauspieler und Artisten bezeichnet werden. Anders dagegen sah die Situation der weniger privilegierten Gruppen, wie der „Feuerländern“aus. Insbesondere die ersten Teilnehmer der früher Schauen litten unter den schlechten Unterbringungsbedingungen, wurden als Wilde und Kannibalen präsentiert und wie Tiere behandelt. In den Panoptika stellte sich die Situation für die Ausgestellten häufig so schlecht dar, dass die lokalen Behörden sich veranlasst sahen einzuschreiten. Wie bei allen Ausstellungsorten durften die Menschen die Panoptikas nicht verlassen und wohnten, zusammengepfercht in kleinsten Räumen über Monate hinweg.89 Die Unterbringung auf den Ausstellungsgeländen war sehr unterschiedlich, zumeist jedoch sehr einfach ohne die nötigen Schutzvorkehrungen gegen die, für die Völkerschauteilnehmer meist ungewohnte, europäische Witterung. Häufig wird von Atemwegserkrankungen berichtet. Auch wenn die hohe Mortalitätsrate der Feuerländer von 1881 nicht wieder erreicht wurde, kamen einzelne Todesfälle9091 Unterschiede zwischen Menschen und Tieren wurden auch nicht in der Unterbringung während der Schiffspassage gemacht. immer wieder vor. Teilweise waren zwar die Schlafräume beheizt, die Teilnehmer durften sich jedoch während der Vorführungen, die zumeist den ganzen Tag andauerten, nicht ausreichend bekleiden, da ein „Wilder“im Wollmantel die Inszenierung von Exotik gestört hätte. Die Lieferungen von Menschen und Tieren an einen Aussteller wurden auf die gleiche Art und Weise besprochen.
Die anthropologischen Körpervermessungen stießen bei den Untersuchten scheinbar häufig auf entschiedenen Widerstand, den sich die Wissenschaftler nicht gut erklären konnten. Waren es in erster Linie die weiblichen Teilnehmer der Völkerschauen, die sich im Genitalbereich untersuchen lassen sollten, erscheint der Widerstand nur allzu verständlich. Bischoff zeigt sich über die Schamhaftigkeit der Frauen sehr verwundert wenn er schreibt „Allein außer der Schwierigkeit sich mit den Feuerländern zu verständigen, da sie nur eine sehr unvollkommene und gänzlich unbekannte Sprache besitzen, trat mir überraschenderweise die Schamhaftigkeit der Individuen und insbesondere der weiblichen, sehr hinderlich entgegen …“92 Will diese Schamhaftigkeit doch so gar nicht zum Wilden passen.
6. Das Ende der Völkerschauen
Der erste Weltkrieg, und, ganz besonders, die Entstehung eines neuen Unterhaltungsgewerbes, die Rede ist vom Kino93, zwangen die Völkerschaubetreiber in neue Gefilde. Thode-Arora stellt trefflich fest, dass Kino sei für das verebbende Interesse an den realen Völkerschauen, mit ihren doch nur zu leicht durchschaubaren Manipulationen und Inszenierungen, verantwortlich zu machen (Thode-Arora 1997, S. 23). Der Halbbruder von Carl Hagenbeck, John Hagenbeck, ebenfalls im Völkerschaugewerbe aktiv, gründete 1918 die John Hagenbeck-Filmgesellschaft. (Thode-Arora 1997, S. 26). Noch bis 1940 wurden Kinofilme mit „exotischen Darstellern“ und Ethnographika aus dem hagenbeckschen Bestand ausgestattet. (Thode-Arora 1997, S. 26) Der allgemeine Wandel des Menschenbildes im Zuge der Entstehung der bürgerlichen Demokratien nach dem ersten Weltkrieg, sorgte dafür, dass nicht länger die „Exotik“des “ fremden Menschen“im Mittelpunkt stand sondern das Unbekannte des eigenen Körpers. Der „gläserne Mensch“94 von 1930 ist so gesehen, zum einen Ausdruck einer rationalen Wissenschaft und zum anderen der eines Strebens nach dem vollkommenen Menschen.
7. Fazit
Die Begegnung mit dem Fremden zu dieser Zeit hat die Wahrnehmung ganzer Generationen von Europäern, hinsichtlich ihrer Stellung in der Welt geprägt. Das Bild des unzivilisierten Wilden, die eigene Überlegenheit gegenüber diesen Menschen wurde hier manifestiert. Das Sendungsbewusstsein der Europäischen Mächte wurde legitimiert. Die Inbesitznahme der Kolonien erschien bis weit in die 60er Jahre als gerechtfertigt, da der Wilde die Hilfe des zivilisierten Europäers benötigt um „etwas aus dem Land zu machen“. Die großen eigenen Opfer, die die zahlreichen kolonialen und imperialen Kriege der eigenen Bevölkerung abverlangten, erhielten so ein moralisches, ein mit dem christlichen Glauben zu vereinbarendes Grundkonstrukt, mit dem die erbarmungslose Ausbeutung und Unterdrückung der Kolonien gerechtfertigt werden konnten. Die Beschleunigung und Verschärfung der Gangart des Kolonialismus, der beginnende Imperialismus schließlich war es, der fortan auf der Tagesordnung der Europäischen Mächte stand.
Zu jener Zeit explodierten die europäischen Städte, ihre Bevölkerungszahlen wuchsen durch das endlose Heer der Arbeitsuchenden, die vom Lande in die Stadt drängten. Wo gestern noch ein beschaulicher Park zum Flanieren einlud, rauchten heute schon die Schlote der wachsenden Schwerindustrie, und vergifteten die Luft der Städte. Eingepfercht in schnell und schlampig, ohne jeden Komfort errichteten finsteren Mietskasernen, in überbelegten engen Wohnungen, sehnte sich das frühe Industrieproletariat nach Abwechslung, nach ein wenig Zerstreuung, nach etwas natürlichem in dieser, noch neuen und ungewohnten, zugemauerten Welt der Metropolen. Welcher Kontrast könnte größer sein“ Dort der Wilde, das Naturvolk mit unendlichen Jagdgründen, in unberührter Natur, und hier die oben beschriebene Lebenswirklichkeit der Europäer in ihren boomenden Städten. Bis heute ist diese Exotik, diese Inszenierung fester Bestandteil z.B der Bildsprache der Werbeindustrie. Besonders lächerlich sind sicherlich die „Kokosnuss Queens“in zahlreichen Werbespots die mit entblößter Brust, und blütengekränztem Haupt, „Aloe Vera“, oder andere Wundermittel, in das Duschgel der zivilisierten Europäer rühren.
Noch im Jahr 2002 wurde in Belgien eine Ausstellung gezeigt, die sich konzeptuell um nichts von den Völkerschauen hagenbeckschen Typus95 unterschied. Gezeigt wurde ein „exotisches“ Pygmäen-Dorf, samt indigener Bewohner, um, so die Ausstellungsmacher, auf die Not der Pygmäen in Kamerun aufmerksam zu machen. Anders allerdings als zurzeit von Hagenbeck rief die Ausstellung heftige Proteste hervor. Der Verband der Einwanderer forderte gemeinsam mit Menschenrechtsorganisationen eine sofortige Schließung.96
Es artikuliert sich heute also ein ziviler Bürgerwille der diese Form der „Ausstellung von Menschen“ ablehnt. Andererseits erlebt die Bloß- und Zurschaustellung in den Kanälen der Fernsehanstalten nie gekannte massenhafte Verbreitung. So weit von der Schaulust unserer Ur- Grosseltern ist das nicht entfernt, nur dass sich der aufgeklärte Europäer mit Vorliebe selber bloß stellt.
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9. Anmerkungen
Abb. 3: Brändle 1995, S. 12
1 Auszug aus einer Rede, die Thabo Mbeki (Präsident von Südafrika und vom African National Congress)
am 9. August 2002 bei der Beerdigung der aus Frankreich nach Südafrika überführten sterblichen Überreste einer 1810 nach Europa und dort als menschliche Kuriosität ausgestellten Frau der indigenen Volksgruppe der Khoi’khoi hielt. Quelle: http://www.anc.org.za/ancdocs/history/mbeki/2002/ Direkt zu der Rede: http://www.anc.org.za/ancdocs/history/mbeki/2002/tm0809.html zuletzt besucht am 31.10.2003.
2 Staehelin, Balthasar: Völkerschauen im Zoologischen Garten Basel, 1879 – 1935. Basel, 1993, hier S. 90.
3 Thode-Arora, Hilke: Für fünfzig Pfennig um die Welt. Die Hagenbeckschen Völkerschauen. Frankfurt a.M., 1989. Staehelin, Balthasar: Völkerschauen im Zoologischen Garten Basel, 1879 – 1935. Basel, 1993. Brändle, Rea: Wildfremd, hautnah. Völkerschauen und Schauplätze. Zürich 1880-1960. Bilder und Geschichten. Zürich, 1995. Eißenberger, Gabi: Entführt, verspottet und gestorben. Lateinamerikanische Völkerschauen in deutschen Zoos. Frankfurt a.M., 1996. Schwarz, Werner, Michael: Anthropologische Spektakel. Zur Schaustellung »exotischer« Menschen, Wien 1870-1910. Wien, 2001.
4 Wörner Michael: Vergnügung und Belehrung: Volkskultur auf den Weltausstellungen 1851-1900. Münster [u.a.] 1999.
5 Schwarz 2001, S. 9.
6 Ebd.
7 Thode-Arora 1989, S. 14. Hier sei noch anzumerken, dass Thode-Arora insgesamt unkritisch mit dem Thema umgeht. Ihre Arbeit stützt sich hauptsächlich auf unveröffentlichtes Material von Personen aus dem Hagenbeck’schen Umkreis.
8 Staehelin 1993, S. 13.
9 Staehelin 1993, S. 19.
10 Staehelin 1993, S. 19 .
11 Bitterli, Urs: Die „Wilden“und die „Zivilisierten“. Grundzüge einer Geistes- und Kulturgeschichte der europäisch-überseeischen Begegnung. München, 1976, hier S. 180.
12 Bitterli 1976, S. 180.
13 Bitterli 1976, S. 181.
14 Bitterli 1976, S. 181.
15 Bitterli 1976, S. 184.
16 Zippelius, Adelhart: Der Mensch als lebendes Exponat. In: Jeggle, Utz / Korff, Gottfried / Scharfe, Martin / Warneken, Bernd-Jürgen (Hrsg.): Volkskultur in der Moderne. Probleme und Perspektiven empirischer Kulturforschung. Reinbek bei Hamburg 1986, S. 410-429, hier S. 416.
17 Zippelius 1986, S. 416.
18 Zippelius 1986, S. 422.
19 Zippelius 1986, S. 423.
20 Staehelin 1993, S. 61. Staehelin bezieht sich hier auf Beobachtungen im Baseler Zoo, wobei „Freak Shows“, also das Zurschaustellen körperlich oder geistig behinderter Menschen, eher auf Jahrmärkten, als Zirkusattraktion oder in privaten Kuriositätenkabinetten und nicht in öffentlichen Zoos, stattfanden..
21 Zippelius 1986, S. 410.
22 Arnold, Stefan: Propaganda mit Menschen aus Übersee – Kolonialausstellungen in Deutschland, 1896 bis 1940. In: Debusmann, Robert/ Riesz , János [Hrsg.]:
23 Wörner 1999, S. 49.
24 Auch bei Zippelius finden sich zum Teil unkritische Vergleiche von Völkerschauen und Darstellungen bäuerlichen Lebens europäischer Regionen, wie die Präsentation eines Schwarzwalddorfes auf der „World Columbian Exposition“ 1893 in Chicago. Zippelius 1986, S. 419.
25 Wörner 1999, S. 72.
26 Wörner 1999, S. 50.
27 Wörner 1999, S. 4.
28 Wörner S. 1999. 49.
29 Wörner S. 1999 S.49
30Traditionell kann in diesem Zusammenhang missverstanden werden. Als traditionell wurde alles betrachtet, was nicht zu den europäischen, städtischen Lebensgewohnheiten gezählt wurde. Es ging nicht um eine authentische Darbietung des heimatlichen Lebens, sondern um die Präsentation etwas außergewöhnlichem, wovon sich die Aussteller ein großes Publikumsinteresse versprachen.
31 Auch hierbei wurde es mit der ethnographischen Korrektheit was die verwendeten Waffen und Kleidungsstücke betrifft, nicht besonders genau genommen (steht auch irgendwo so).
32 Wörner, 1999 , S. 67.
33 Auch Wohnbeispiele aus China waren, so Wörner S. 68, vertreten, was nicht ganz in das Konzept gepasst haben muss, aber scheinbar irgendwo noch gezeigt werden sollte.
34 Wörner, 1999 , S. 72. Auf die Rolle der nordamerikanischen Indianerstämme werde ich nicht zu sprechen kommen, sie nehmen eine Sonderolle ein. Sitting Bull und seine Gefährten hatten eine wesentlich besseren Stand als andere indigene Gruppen und verdienten auf professionelle Weise an den Vorführungen, die in weitaus stärkerem Maße als sonst üblich, Theateraufführungen glichen. Auch war es nicht verpönt, als Europäer an diesen Aufführungen in Form von Siedlern u.ä. teilzunehmen. Der Begriff Völkerschau, mit seiner negativen Konnotation, im Sinne von primitiven oder wilden Völkern trifft hier nicht zu.
35 Wörner, 1999 , S. 72.
36 Rieke-Müller, Annelore/ Dittrich, Lothar: Der Löwe brüllt nebenan: die Gründung zoologischer Gärten im deutschsprachigen Raum 1833-1869. Köln [u.a.], hier S. 265.
37 Rieke-Müller 1998, S. 265.
38 Rieke-Müller 1998, S. 45.
39 Rieke-Müller 1998, S. 47.
40 Rieke-Müller 1998, S. 170.
41 Rieke-Müller 1998, S. 265.
42 Staehelin 1993, S. 31.
43 Schwarz 2001, S. 141.
44 Schwarz 2001, S. 61.
45 Staehelin 1993, S. 31.
46 Staehelin 1993, S. 32.
47 Banzel, Nicolas/ Blanchard, Pascal/ Lemaire, Sandrine: Sozialdarwinistisches Disneyland. In: Regina Bittner [Hrsg.]: Urbane Paradiese. Zur Kulturgeschichte modernen Vergnügens. Frankfurt am Main /New York Jahr, 2001, S. 194-203, hier S. 199, hier S. 194.
48 S. Abb. 1+2. Meistens wir von “ Feuerländern“gesprochen, was eine abwertende, nicht indigene und unzutreffende Bezeichnung ist. Sehr wahrscheinlich handelte es sich um eine Gruppe von Kaweshkar, für die es unterschiedliche Bezeichnungen in der Literatur gibt. Auf die genaue Namensbestimmung kann ich an dieser Stelle nicht eingehen. Sicher ist, dass es sich um Wassernomaden vom süd-westlichen Archipel Feuerlands und Patagoniens handelte, vgl. Eißenberger 1996, S.15. Ich werde die Bezeichnung “ Kaweshkar“verwenden.
49 Balthasar Staehelin führt in einer Auflistung der Völkerschauen im zoologischen Garten von Basel, die Nubier-Karawane auf, die hier zweimal vom 03.09. „14. 09. 1879 und vom 03.09. „19.09. 1880 gastierte. Das erste Mal mit 3 Giraffen, 2 Elefanten, 2 Zebus, 6 Kamele und Dromedare, sowie einen Esel. Beim zweiten Aufenthalt waren noch ein Gepard, 2 Hyänenen und kleinere Tiere, wie Affen und Ziegen dabei. Staehelin 1993, S. 158.
50 Es war mir nicht möglich die Aufenthaltsorte genau zu bestimmen. Staehelin spricht von „alle großen Städte Europas“, für die erste „Nubier-Karawane“im Jahr 1878-1879 und von Hamburg, Zürich und Bern im Jahr 1980 (Staehelin 1993, S. 158). Werner Michael Schwarz geht ebenfalls näher auf dieses Ensemble ein, es gastierte also zumindest noch in Wien 1978 (Schwarz 2001, S. 66).
51 Schwarz 2001, S. 64.
52 In Wien nutzte Hagenbeck die Rotunde, der Zentralbau der Wiener Weltausstellung von 1873. Schwarz 2001, S. 67.
53 Hamburg, Berlin, Basel.
54 Zürich u.a.
55 Staehelin 1993, S. 156. Brändle spricht von einem Gebiet, das sie mit „unterer Wolga“bezeichnet, (Brändle 1995, S. 160).
56 Staehelin 1993, S. 156. Brändle 1995, S. 160.
57 Die Zusammensetzung war heterogen, Männer, Frauen und Kinder (Staehelin 1993, S. 156).
58 Brändle 1995, S. 160, Staehelin, 1993, S. 156 oder Schwarz 2001, S. 67.
59 Schwarz 2001, S. 67.
60 Hier ist der Dorfcharakter gemeint, der zwar gelenkt und inszeniert ist, dem Besucher aber ein Höchstmass an Bewegungsfreiheit bietet. Der Besucher kann alles mit eigenen Augen erkunden, solange verweilen wie er möchte, und sich eine eigene Meinung bilden, die Inszenierung erscheint dem Besucher so als völlig real.
61 Schwarz S. 145.
62 Schwarz, S. 138.
63 Freikarten an Schulen, neue Begriffswahl, große Räumlichkeiten, die im Zentrum des öffentlichen Freizeitverhaltens standen
64 Schwarz 2001, S. 66.
65 Thode-Arora, Hilke: Herbeigeholte Ferne. Völkerschauen als Vorläufer exotisierender Abenteuerfilme. In: H.-M. Bock et al. (Hrsg.): Triviale Tropen. Exotische Reise- und Abenteuerfilme aus Deutschland 1919-1939. München, 1997, hier S. 21.
66 Thode-Arora 1997, S. 21.
67 Thode-Arora 1997, S.22.
68 Carl Hagenbeck war 1913 verstorben. Der Familienbetrieb wurde von seinen Söhnen weiter geführt.
69 Thode-Arora 1997, S. 23
70 Bitterli 1976, S. 188
71 Schwarz 2001, S. 113.
72 Die in der Einleitung erwähnte Sarah Baartman wurde auch nach ihrem Tode ausgestellt. Ihre Genitalien wurden entnommen und ebenso wie ihre in Gips gegossenen Körperformen im Musée de l’Homme, Paris öffentlich ausgestellt. 1994 stellten dann die Angehörigen der Volksgruppe der Khoi’khoi ein Auslieferungsgesuch der sterblichen Überreste der Sarah Baartman. Mitter, Partha: The Hottentot Venus and Western Man: reflections on the construction of beauty in the West. In: Hallam, Elizabeth and Street, Brian V. (eds): Cultural Encounters: representing ‚otherness‘. London, New York, 2000, S. 35-50, hier S. 30.
73 Eißenberger 1996, S. 162.
74 Wobei es dabei deutlich zwischen den einzelnen Völkerschauen zu unterscheiden gilt. Wurden einige Schauen explizit unter das Motto “ die Wilden“kommen gestellt, zeichneten sich andere Schauen durch artistische Darbietungen aus, die von „professionellen Teilnehmern“, die mehrer Jahre hintereinander durch Europa tourten, aufgeführt. Im Rahmen dieser Arbeit muss auf eine detaillierte Analyse der einzelnen Völkerschauen verzichtet werden.
75 Staehelin 19 , S. 86.
76 Staehelin 19, S. 92. Staehelin kommt zu diesem Ergebnis nach einer Analyse der zeitgenössischen Pressestimmen.
77 Eißenberger 1996, S. 151.
78 Zitiert nach: Eißenberger 1996, S. 153.
79 Schwarz S. 15
80 Schwarz S.15
81 Gering, Kerstin: Postadamistische Rache am Sündenfall“ Nacktheit in Kultur- und Sittengeschichte der Jahrhundertwende. In: Kerstin Gering [Hrsg.]: Nacktheit: ästhetische Inszenierungen im Kulturvergleich. Köln [u.a.] (Literatur „Kultur „Geschlecht: Kleine Reihe; Bd. 17), 2002, S. 67-90, hier S. 68.Gering, Kerstin: Postadamistische Rache am Sündenfall“ Nacktheit in Kultur- und Sittengeschichte der Jahrhundertwende. In: Kerstin Gering [Hrsg.]: Nacktheit: ästhetische Inszenierungen im Kulturvergleich. Köln [u.a.] (Literatur „Kultur „Geschlecht: Kleine Reihe; Bd. 17), 2002, S. 67-90, hier S. 68.
82 Gering 2002, S. 68.Gering 2002, S. 68.
83 Gering 2002, S. 80-81.Gering 2002, S. 80-81.
84 Möhring, Maren: Ideale Nacktheit. Inszenierungen in der deutschen Nacktkultur 1893-1925. In: Kerstin Gering [Hrsg.]: Nacktheit: ästhetische Inszenierungen im Kulturvergleich. Köln [u.a.] (Literatur „Kultur „Geschlecht: Kleine Reihe; Bd. 17), 2002, S. 91-110, hier S. 99.Möhring, Maren: Ideale Nacktheit. Inszenierungen in der deutschen Nacktkultur 1893-1925. In: Kerstin Gering [Hrsg.]: Nacktheit: ästhetische Inszenierungen im Kulturvergleich. Köln [u.a.] (Literatur „Kultur „Geschlecht: Kleine Reihe; Bd. 17), 2002, S. 91-110, hier S. 99.
85 Banzel [u.a.] 2001, S. 199.
86 Blume, Thorsten: Städtische Wildnis „behauste Natur. In: Regina Bittner [Hrsg.]: Urbane Paradiese. Zur Kulturgeschichte modernen Vergnügens. . Frankfurt am Main /New York Jahr, 2001, S. 140-161, hier S. 152.
87 Brändle 1995, S. 77.
88 Die „Buffolo Bill Show“wurde von William Cody organisiert und zog 1889/90 durch Europa. Die Stellung der Teilnehmer ist nur schwer mit anderen Völkerschauen zu vergleichen und würde ein eigenes Kapitel füllen, vgl. zur weiteren Vertiefung: Calloway, Colin G., Gemünden, Gerd, Zantop, Susanne: Germans and Indians: Fantasies, Encounters and Projections. Nebraska, 2002. Eine Studie der Beziehungen zwischen der deutschen und der indianischen Kultur Nordamerikas.
89 Brändle 1995, S. 78.
90 Brändle 1995, S. 117.
91 Staehelin 1993, S.. 76.
92 Theodor L. W. von Bischoff: Bemerkungen über die Geschlechtsverhältnisse der Feuerländer. In: Sitzungsbericht der mathematisch-physikalischen Klasse der bayrischen Akademie der Wissenschaften. 12. Bd., München 1882, S. 243. Zitiert nach Schwarz 2001, S. 115.
93 Die Seiten des CineGraph zum 9. Internationalen Filmhistorischen Kongress in Hamburg, 21. – 24. November 1996, geben einen guten Überblick über die große Anzahl von Filmen, welche in den 20er und 30 Jahren des 20. Jahrhunderts als Abenteuer- und Reisefilme die „Exotik“ thematisierten und auf die Leinwand bannten.: http://www.cinegraph.de/kongress/96/ifkmat9.html [zuletzt besucht am 29.10.2003].
94 Der „gläserne Mensch“wurde 1930 zuerst auf der Zweiten Internationalen Hygiene-Ausstellung in Dresden gezeigt. Gefertigt wurde die Darstellung von Franz Tschackert, Präparator des Deutschen Hygiene-Museums. Quelle: http://www.dhm.de/ausstellungen/bildzeug/qtvr/DHM/n/BuZKopie/raum_31.04.htm [zuletzt besucht am 01.11.2003].
95 Es versteht sich das “ hackenbeckschen Typs“hier als Metapher eingesetzt wird, die das Prinzip der Ausstellung illustriert
96 Informationsdienst Dritte Welt „Tourismus, http://www.tourism-watch.de/dt/28dt/28.volkerschauen/ [zuletzt besucht am 29.10.2003].
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