Hôpital und „Rolltreppe nach Indonesien ohne Träger“
Claudia Roth sieht die Ursache für die Ereignisse auf der documenta in zu wenig Kulturbürokratie. Dazu haben wir unten alles geschrieben. Die Kulturbürokratie trägt die Verantwortung. Inhaltlich wird eine der größten Schwächen identitärer postkolonialer Kunst deutlich. Sie ersetzt eine Klassenperspektive, eine soziale Perspektive, durch eine ethnisierte eingebildete und exklusive (religiöse) Identität. Damit macht man sich die Wahrnehmung postkolonialer herrschender Klassen zu eigen. Da ist Antisemitismus letztlich die Perspektive des saudischen Königshauses (english). Vermittelt durch sunnitischen Fundamentalismus. Da ist wahrscheinlich der M.A.D. und das BfV das bessere Kollektiv Kollektiv, wenn es um die Hebung der Qualität geht. Die Spur ist lohnend, und wenn man an die neue Abhängigkeit des Westens vom Golföl und an die WM denkt, tja, na, ja. Eins ist jedenfalls sicher, vor dem Untergang werden auch die Scheichs Indonesien nicht bewahren, wenn sie derart viel Öl verkaufen.
Aus den unzähligen Berichten zum Thema ist einer wirklich hübsch:
(…) Doch die Gelder aus dem Nahoststaat sind in Indonesien nicht unumstritten: Seit Jahrzehnten finanziert das Land arabischen Unterricht an Schulen und Universitäten in dem Land. Kritiker sehen darin den Versuch, in dem moderaten muslimischen Indonesien eine ultrakonservative Auslegung der Religion zu verbreiten. (…)
„Auf Geschäftsreise mit eigener Rolltreppe“, Mathias Peer, Handelsblatt vom 01.03.2017 / Abruf: 23.06.2022
Das bringt uns auf die Idee, das nun leere Gerüst mit einer Rolltreppe zu versehen und oben steht ein arabischer König, der auch so ausstaffiert ist, wie die saudischen Royals, vielleicht noch ein Saudi Aramco Sticker, und unten steht das Gebäck – wer schafft es hoch? Zum leeren Gerüst, was wir mal zum imaginären Flieger umdeuten. Die Theorie haben wir schon fertig und deklarieren es sicherheitshalber schon mal als eine unserer performativen Installationen. „Rolltreppe nach Indonesien ohne Träger“ ist der Titel. Danke, bitte.
Nein, es hilft nur eine inhaltliche und transparente Diskussion unter Bürger:innen. Daneben sollte man weniger Bürokratie wagen und sich von einem kuratierten Kanon verabschieden, das ganze auch wesentlich dezentralisieren und Kassel um echte Großstädte bereichern, die schon durch ihre Szenen solche Szenen auffangen können. Es fehlt in Kassel auch einfach an einer politischen Szene, die über die documenta hinaus vorhanden ist. Alles sehr Insular, da verliert man sich schnell in ganz eigenen Universen. Mehr Kulturbürokratie aber wird der Schau das letzte bisschen Leben rauben. Auch die Bundeskultur hat viele ähnliche Skandale und sogar Handreichungen über SS Gräbern zu bieten, da ist die Claudi doch sehr eitel. Das unsägliche Haus der Geschichte und die an Belanglosigkeit nicht zu überbietende Bundeskunsthalle sprechen auch gegen den Bund.
Mehr Markt und Galeriebeteiligung sind ebenfalls nützlich, das Fair Segment ist da aber auch aus einem unbekannten Grund wieder ein Knast, wenn auch ein schwedischer.
Und jetzt die Schnauze halten
Ergänzung, wegen zahlreicher Nachfragen: Wir sind Medienkunst und keine traditionelle bildende Kunst, das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Wir können zur documenta und weit darüber hinaus erzählen, was wir wollen, weil sie uns am Arsch vorbeigehen. Kunsthandwerk. Danke. Historisch gesehen, Ars Electronica, nix Documenta. Ab jetzt werden keine Fragen mehr beantwortet, friss den Text oder stirb. Es ist viel zu langweilig und abgestanden. Das war es schon seit Duchamp, der das Ende der institutionellen bildenden Kunst markierte, aber er hätte das Museum ins Klo stellen müssen, nicht das Klo ins Museum, wie bei der documenta. Kleinbürgerliche Zombies machen auch Kunst, das kann man lernen.
Niemand
keine
Bildende Kunst | unter 30 | 30-40 | 40-50 | 50-60 | 60+ | Gesamt |
männlich | 18.500 | 20.636 | 22.780 | 20.946 | 16.058 | 20.096 |
weiblich | 14.001 | 14.328 | 15.429 | 14.453 | 11.161 | 14.145 |
insgesamt | 16.103 | 17.336 | 18.891 | 17.580 | 14.093 | 17.130 |
Die soziale Republik erschien als Phrase, als Prophezeiung an der Schwelle der Februarrevolution. In den Junitagen 1848 wurde sie im Blute des Pariser Proletariats erstickt, aber sie geht in den folgenden Akten des Dramas als Gespenst um. Die demokratische Republik kündigte sich an. Sie verpufft am 13. Juni 1849 mit ihren davongelaufenen Kleinbürgern, aber im Fliehen wirft sie doppelt renommierende Reklamen hinter sich. Die parlamentarische Republik mit der Bourgeoisie bemächtigt sich der ganzen Bühne, sie lebt sich aus in der vollen Breite ihrer Existenz, aber der 2. Dezember 1851 begräbt sie unter dem Angstgeschrei der koalisierten Royalisten: „Es lebe die Republik!“
Karl Marx/Friedrich Engels – Werke, Band 8, „Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte“, S. 194-207
Dietz Verlag, Berlin/DDR, 1960
Der Niemand ist kein Jedermann, der Namespace der Bürokratie
Bethan Huws thematisierte in den Schrifttafeln unter anderem das Problem, dass die Kunst zwar soziale Probleme der Gesellschaft anspricht, dabei aber stets vergisst, dass sie bisher so gut wie garnicht in der Lage ist ihre eigenen Probleme und das Leid der Artist:innen anzusprechen. Die Kunst und die Kultur hat keinen Blick nach innen entwickelt, stets blickt sie nach außen und vergisst dabei, dass ein Blick nach außen nur über den Blick nach innen gelingen kann. Dabei helfen wir.
Wonderful Exceptional Super Deluxe Extraordinary Special Amazing Beautiful
Wer nicht seine Kritik nach innen richten kann, der verbleibt stets in einer elitären Blase. In der sie sich über die Gesellschaft stellt. Klugscheißerei. Ein Reflex, der sie zu einer Bürokratie ähnlichen und staatstragenden Veranstaltung gemacht hat. Aber nur aus der Erkenntnis, dass es fast nirgendwo so große Sozio-, Diversitäts-, Sexismus-, Machismus- und Hierarchisierung-Probleme wie in der Kunstszene gibt, könnte sie Relevanz erlangen. Niemand benötigt ein Lumpenproletariat, was vorgibt, ein Proletariat zu sein. Also – die Geschmacksrichtung der Frage Kunst und Gesellschaft sollte sich dringend ändern. Jeder weiß, wer da zu einem spricht – ein Niemand, der ein Jemand werden will, indem er der Bürokratie, dem Staat, zu höheren Weihen verhilft. Die Kunst hat keine Stimme, solange sie selbst ein soziales Tal der Tränen ist.
You’ve Got to be Kidding? What?
Insoweit ist Bethan Huws Tafel von hier zuzustimmen. Gerade die Wahl einer Stecktafel, wie man sie in den endlosen Gängen der Bürokratie findet, ist eine überzeugende Wahl. Gleichzeitig ist der Minimalismus eine Konsequenz, die keinen Raum zum Träumen lässt. Die Abstraktion der Sprache verweist ebenfalls auf das Instrument der nicht in Bildern denkenden Bürokratie, ihre Waffe sind die Paragraphen leerer Texte. Was könnte in einem endlosen Korridor der Museums- und Kulturverwaltung alles auf dieses Tafeln stehen? Tatsächlich sind es nur die austauschbaren Namen und Bezeichnungen der Bürokratie, die sich in einem für die Kultur qualvollen und diskriminierenden Prozess, selbige versucht zu eigen zu machen zu okkupieren, mit ihren verachtenswerten Regeln. Es sind die Bürokraten, die mit diesen Stecktafeln, ihren Namens- und Dezernatstafeln, ihr Namspace, den Stand ihrer Karriere im Apparat markieren.
Wären sie doch bloß bei Ölschinken geblieben
Jedwede therapeutische Form der bildenden „Kunst“ ist auf dem allseits bekannten Müllhaufen der Geschichte zu entsorgen, und zwar für immer. Stattdessen sollten professionelle Sozialarbeiter:innen eingestellt werden, die ggf. auch den Künstler:innen helfen, die ja besonders unter der wirtschaftlichen Entwicklung leiden. Wenn man sich da so die KSK Daten anschaut, dann muss man sich schon fragen, ob die Kunst die Gesellschaft therapiert, oder ob es nicht in der Tat sich geradezu umgekehrt verhält. Da lobe ich mir so was wie die Art Basel, die schafft wenigstens ihre Werte jenseits von Gut und Böse.
Kann das noch jemand ernst nehmen? Wir nicht, deshalb integrieren wir den ganzen Schwachsinn mal in ein etwas weiter gefasstes Feld. Die Excelliste erspare ich uns, alles lauwarmer Aufguss. Verstehen Sie das Documenta Bashing bitte einfach als Kulisse, genau das ist es. Die traditionelle bildende Kunst ist endlich da angekommen, wo sie hingehört, in der Bahnhofsmission. Wären sie doch bloß bei Ölschinken geblieben. Dann hätten wir eine schönere Kulisse, so müssen wir erst mal die Kulisse zur Kulisse machen, bevor wir zum Film kommen. Das ist ärgerlich, aber notwendig, denn sonst gäbe es auf der documenta gar keine Kunst und nur Kirchentag.
Documenta? Sozio Art Brut der sich selbst therapierenden Kollektive
Man muss sich wirklich wundern, wie wenig fortschrittlich und ambitioniert die traditionelle, angeblich zeitgenössische Kunst noch immer ist. Was so alles auf den Flüssen herum schippert. Wirklich ganz erstaunlich, dann kann die Documenta ja kommen und die gesellschaftlichen Verwerfungen von vor 100 Jahren thematisieren. Fällt es eigentlich noch jemandem auf, dass der Mainstream der bildenden Kunst mehr oder weniger zu Sozialarbeit verkommen ist? Uns schon, aber es ist auch auf unbekannte Weise Latte, aber auch schade. Im Zusammenhang mit Documenta haben wir aber, etwas sehr Interessantes gefunden und dies sollte auch den Weg ebenen, um Schaustellungen dieser Art in Zukunft zu unterlassen. Keine Sau benötigt einen kuratierten Kanon, außer der abgeschmackte kulturbürokratische Rahmen, der sich im Wesentlichen selbst ausstellt. Es ist lohnend mal in die Studiengänge der Kunst zu schauen, mit der Brille der Diversität und dabei auch die theoretische Seite nicht zu vergessen. Es zeigt sich ein schwarzes Loch des Grauens. Da wird sogar noch vererbt. Da sind gruselige Mechanismen am Werk, in randständigen „Studien“, die so weit weg von der Gesellschaft sind, und von Ergebnissen der (Sozial) Wissenschaft, dass sie nur in einem kleinen unbeleuchteten Flecken überhaupt bestehen können. Weil man jeden dieser Ergüsse sofort auseinandernehmen kann und auf einen hyperindividualistischen Blödsinn eindampfen könnte. Eins ist sicher – mit dem Blick der neuesten Ergebnisse, da kann es nur Artbrut geben. Lässt man dann, selbst, noch sämtliche ästhetische Theorie weg und greift über auf ernste Felder, etwa der Geschichte, der Sozialwissenschaften, der Politikwissenschaften, dann ist die Schwelle zum Wahnsinn endgültig überschritten. Das ist weithin bereits der Fall. Vergessen wird, in allem außer Ästhetik, wenn man es bildende Kunst nennt, ist man ein Laie, ein Amateur, bestenfalls ein Klugscheißer.
Hello Say Hello
Und genau deshalb, wie wir noch sehen werden, rutscht dann eben so was wie „Antizionismus“ durch, der selbst eine Wahnvorstellung ist. Maßt man sich an, ein System zu kritisieren, dessen theoretische Grundlagen nicht ansatzweise verstanden werden. Das Ergebnis sind dann eben die berühmten kirchentagsähnlichen Diskussionen um Gott und die Welt, die auch in jedem Gasthaus geführt werden. Eine eingebildete Relevanz, die wiederum nur von der Existenz der Kulturbürokratie lebt. Das geht nur, wenn man an beliebiger Stelle am Arsch der Wahrnehmung steht.
Zu Kassel und seinem ermordeten Regierungspräsidenten und den besonderen Schwierigkeiten mit diversen Szenen in dieser Region muss nach dem „Einbruch“ nichts mehr gesagt werden. Das sind dann eben die Konsequenzen, wenn man feststellt, dass man nichts, aber auch garnichts weiß, über die Verhältnisse, die man verbessern will. Es gibt in diesen Zusammenhängen nicht den Hauch von belastbarer Theorie nach Maßgabe der ansonsten üblichen Kriterien. Es ist reine Esoterik, was beim Ölschinken ja sogar nett sein kann. Nicht aber, wenn man den Mund aufmacht. Das sollte man lassen.
Ganz generell sollten diese reinen Kulturbürokratie Veranstaltungen unterlassen werden, sie haben kein Fundament mehr. Sie sind zu überführen in selbtsgestaltete Festivals, die ohne den Staat auskommen.
Der Einfluss der Kulturbürokratie ist auch immer ein inhaltlicher Einfluss
Die Prozesse der Kulturbürokratie sind undemokratisch, intransparent und von nicht belegbaren Grundlagen geprägt. Der Einfluss der Kulturbürokratie ist auch immer ein inhaltlicher Einfluss, ja, wie soll man solche Sozialarbeiter:innenperspektiven sonst erklären, das soll mir mal jemand darlegen, wir haben schon viele fremde Zuschriften veröffentlicht. Und wie kommt die Kunst eigentlich auf die Idee, die müsse der Gesellschaft auf unbekannte Weise helfen? Und wie kommt sie darauf, dass sie da eine Rolle spielen könnten, die andere nicht wesentlich besser schon seit Jahrzehnten, wenn nicht seit Jahrhunderten spielen? Wieso hat Kunst und Moral plötzlich was miteinander zu tun? Das ist der Einbruch des Kleinbürgertums, des prekarisierten unteren Mittelstandes, einer verlotterten Boheme, die mehr schlecht als recht entdeckt, dass es eine Welt außerhalb ihrer Armut gibt. Und sogleich wollen sie dieser großen und prächtigen Welt ihre bescheidene Wahrnehmung überstülpen. Ihre Wahrnehmung, die keine Sau mehr interessiert, weil die Gesellschaft längst viel weiter ist. Das Rückschrittliche versucht nach vorn überzugreifen und gerät dabei gewaltig ins Stolpern.
Jeder Kirchentag ist weiter
Wir sind hier mit unserem Latein am Ende, für uns ist das nicht mehr erklärbar, wie so was möglich ist. Jeder Kirchentag ist weiter. Dabei rumkommen Schauen und Veranstaltungen, die nicht ansatzweise in der Lage sind, die postmodernen Entwicklungen der globalen Gesellschaften nachzuvollziehen. Sie haben nichts mehr zu sagen.
Macht wieder in Ölschinken statt in Kunsttherapie
Die Diskussionen auf der jetzigen Documenta sind erneut mindestens 20 Jahre hinter der gesellschaftlichen Realität zurück. Was bringt eine bildende Kunst, die nichts mehr reflektieren kann, außer ihren kleinen unbedeutenden Bereich, der krampfhaft und fehlerbehaftet versucht in Gesellschaft auszustrahlen, mit Mitteln, die so abgestanden sind wie Rollenspiele auf Managerseminaren? Da sollte man besser wieder in Ölschinken machen. Das lässt nur den Schluss zu, dass die traditionelle bildende Kunst den Anschluss verpasst hat, von der Avantgarde zum Buntstift- und Sozialarbeiterprekariat an der Leine der Kulturbürokratie.
Daneben hat diese Documenta schon so viel Unsinn erzeugt, dass man sie am besten absagt und ne ordentliche Demo gegen Antisemitismus und Rassismus veranstaltet. Betonung liegt auf ordentlich, hats in Kassel auch schon lange nicht mehr gegeben. Aber gab es.
Kleiner Exkurs für Verschwörungstheoretiker
Dann taucht da noch das Wort „Anti Zionismus“ auf – das ist eine Reproduktion von Antsemitischer Hetze, in der Realität hat der Zionismus keine Bedeutung und die Exodus zeigte, dass es gerade Israel war, was stets gegen Zionismus vorgegangen ist. Antisemitismus und das Wort „Antizionismus“ in einem Atemzug zu nennen, ist reiner Antisemitismus Der Zionismus ist immer ein kleine unbedeutende Strömung gewesen, Hitlers NSDAP war es, die nicht nur mit zionistischen Organisationen zusammenarbeitete, sondern diese auch groß und mächtig redete. Das sind die Quellen, die heute vornehmlich reproduziert werden. Erstaunlich ist dabei, dass Saudi-Arabien, eigentlich das Zentrum des sunnitischen Islam, nun doch eher der 60 Bundesstaat der USA ist. Es ist auch sehr erstaunlich, dass dies ausgerechnet in Deutschland möglich ist. Und noch erstaunlicher ist, dass die Protokolle der Weisen von Zion immer noch die einzige belastbare Grundlage eines Antizionismus sind und auch die Hamas verweist ständig in ihrer Gründungscharta auf diesen Müll.
I’m a Flake You are a Flake Flaky Crispy Crunchy
„Finanzkapital“, Banken, Finanzindustrie, die kleinbürgerlich antisemitische Kapitalismuskritik ist zu beenden
Wir haben ebenfalls mehrfach darauf hingewiesen, dass eine vordergründig antikapitalistische Argumentation, die „Finanzkapital“, Banken, Finanzindustrie und Zins etc. in den Mittelpunkt stellt, ebenfalls letztlich auf diese antisemitischen Hetzschriften ersten Ranges zurückgehen. Es hat nicht das geringste mit Sozialismus, Marxismus und ernsthafter Systemkritik zu tun haben. Auch andere einschlägige Quellen, wie „Silvio Gesell“ gehören in den Kosmos der rechts-kleinbürgerlichen und esoterischen Albernheiten.
„Anthropozän“, „Kapitalozän“ – Scientific Representation in der Villa Kunterbunt
Science provides us with representations of atoms, elementary particles, polymers, populations, pandemics, economies, rational decisions, aeroplanes, earthquakes, forest fires, irrigation systems, and the world’s climate. It’s through these representations that we learn about the world. This entry explores various different accounts of scientific representation, with a particular focus on how scientific models represent their target systems.
https://plato.stanford.edu/entries/scientific-representation/
Es liegt eben nicht am Geld, sondern am Kapital. Deshalb kann man aber nicht von „Kapitalozän“ oder „Anthropozän“ reden, denn dieses ist eben der feuerbachsche und mechanistische Materialismus, der so tut als sie Bewusstsein nicht dynamisch, sondern wie aus der Natur kommend. Daneben ist fraglich, was angesichts von „Das Kapital“ und vielen weiteren Ansätzen und Fortschreibungen neu sein soll. Doch es gibt gerade beim Begriff „Anthropozän“ viele Unschärfen, die es zur Esoterik machen:
- Anthropo kommt von Mensch, ist ja klar und ein Fall für die Sendung mit der Maus. Mensch ist aber in der jetzigen Situation sehr unpräzise. Die meisten Menschen können keine Kontrolle ausüben. Der Begriff verschleiert wichtige soziale Fragen indem er nicht weiter beschreibt, wer zu diesem Zeitalter der Menschen gehört und wer nicht. Das ist das gefährliche, wenn man einfach so Begriffe der Geologie mit eigentlich soziologisch gemeinten verwechselt, weil man etwas ganz festschreiben will, was aber wandelbar ist und nicht aus der Natur kommt. Das ist auch ein wichtiger Unterschied zu anderen „Zäns“ bei denen sich ja die Frage nach Bewusstsein nicht stellte, auch nicht nach Politik und Ursachen. Daneben sind alle „Anthropozän“ Spuren in Stratigrafien von wenigen Ausnahmen abgesehen, auf die letzten 200 Jahre zurückzuführen, wenn es um Stoffe geht, die dauerhaft bleiben werden. Also stellt sich die Frage, was mehr ausgesagt werden soll, als es das Wort Kapitalismus bereits tut und warum? Ein geologischer Grund ist nicht erkennbar.
- Anthropozän ist ein Herleitung von anderen Epochen, diese beschreiben aber in dem Begriffsapparat keine Macht von Lebewesen über den Planeten, das wenn indirekt, sondern geologische Zeitalter. Es ist also unerheblich, ob man überall Spuren von Menschen findet. Durch die Verwendung von „zän“ wird das Bewusstsein des Menschen und damit die bewusste Entscheidung es so zu machen unterschlagen. Bei den geologischen Zeitaltern geht es gerade nicht um diese bewussten Prozesse, sondern viel eher um unbewusste Reaktionen der Natur.
- Eine geologische Epoche muss um der Vergleichbarkeit willen zudem weltweit etwa zur gleichen Zeit beginnen. Das ist aber garnicht das, worum es den Befürwortern geht, sie möchten einen weichen, populär philosophischen, eigentlich politischen Begriff mit den Mitteln trivialster Argumentation einschmuggeln. Die Vergleichbarkeit, als Voraussetzung und Sinn eines „ZÄN“ ist schon beim Ackerbau nicht vorhanden. In Nordostdeutschland begann die Bodenbearbeitung beispielsweise mehrere tausend Jahre später als in China. Gleiches gilt heute für das Verhältnis zwischen Globalen Süden und Westen. Es spielen hier viele Faktoren rein, die nicht zu einer Stratigrafie passen, ansonsten kann man jedem Müllhaufen eine eigene geologische Epoche zuweisen. Weiter muss es mindestens zu einem deutlichen Überhang bestimmter Sedimente kommen, auch das ist mit den Menschenresten nicht der Fall. Die Beispiele gehen so auch schnell aus, was bleibt sind bei den Befürwortern vorwiegend langlebige Kunststoffe und Chemikalien. Daneben existieren aber viele weitere Aspekte, sodass das vorhanden sein dieser Spuren zwar eindrücklich ist, aber nicht bedeutungsvoll genug um es zu einem Zeitalter der Geologie zu machen. Warum auch? Vermutlich verwechseln die Leute Begriffe wie Kreidezeit, Bronzezeit etc., die aus der Archäologie kommen, mit geologischen Apparaten.
- Der Begriff suggeriert, die Naturgesetze seien durch die Gesetze des Menschen abgelöst. Das Gegenteil ist der Fall, durch die Folgen der Klimakrise und der vielfältigen Einflüsse hat der Mensch zwar alles zerstört, nur auf der Erde, aber er hat damit weder die Naturgesetze ausgehebelt noch eine eigene Physik erschaffen, es ist vielmehr so, dass mit dem Fortschreiten des Klimawandels und der Umweltkrise der Kontrollverlust immer größer wird. Auch kann er keine abgekoppelte „zweite Schöpfung“ vollziehen. Der Klimawandel folgt ja exakt den Naturgesetzen. Also ist die durch den Begriff Anthropozän übermittelte Absolutheit nicht durch reale physikalische Vorgänge gedeckt. Diese laufen ganz normal weiter, und man sollte hier nicht dem Wunderglauben anheimfallen, die angebliche totale Kontrolle des Menschen sei etwas, was Kreisläufe außerhalb der künstlichen Kreisläufe kontrollierbar und steuerbar macht. So gesehen wäre „Anthropozän“ nicht die Übernahme der Kontrolle, sondern der totale Kontrollverlust des Menschen. Er zerstört seine Schutzhülle – damit liefert er sich ja gerade den Mächten der Natur aus. Sie verändern sich – aber die Naturgesetze bleiben bestehen. Die Veränderung ist objektiv nichts Gut oder Schlecht, sie ist. Dazu muss man nur an die Ahr fahren. Dann tut man so als ob die Natur ein Bewusstsein hätte, niemand ist traurig, wenn die Erde pulverisiert wird, weil es ziemlich egal ist. Also bezieht sich diese angebliche Aushebelung und totale Allmacht des Menschen nur auf seine Zivilisation und sein Bewusstsein. Diese und dieses aber wird schon durch Viren so stark angegriffen, dass wir dann wohl besser von „Virozän“ sprechen müssten. Da helfen auch keine Konstruktionen wie Kokon, wie Treibhaus und dergleichen mehr. Es muss verstanden werden, dass der Mensch zwar macht, was er will, er kann die Ergebnisse dieser Prozesse aber nicht kontrollieren, sie führen zu einer Unbehaustheit im kalten All, zur absoluten Schutzlosigkeit vor den realen, kalten und objektiven, unbeeinflussbaren Kräften der Natur. Die Erde ist nur ein bedeutungsloser Popel. Es ist keine Kunst, ein unbedeutendes Staubkorn zu zerstören und dort seine Spuren zu hinterlassen.
- So wie dieser Begriff heute verwendet wird, ist er eine reaktionäre, rückgriffliche Übernahme moderner Allmachtsfantasien, die aus dem kolonialen und eurozentristischen, in Deutschland wilhelminischen, Verständnis von Natur kommen.
- Es handelt sich um einen esoterischen, willkürlichen und unpräzisen Begriff, der nicht dazu taugt, eine neue Stratigrafie aufzulegen und ebenfalls völlig unzureichend ist, wenn man die Bedingungen des Lebens auf der Erde beschreiben will. Als eher philosophischer Begriff verwendet fehlt ihm ebenfalls jede Wissenschaftlichkeit, er gehört zum Kosmos der trivial philosophischen Konstrukte, denn es wird keine Denkschule ausgewiesen, auf der er fußen könnte, stattdessen findet eine Trivialisierung von Naturwissenschaften statt. Das ist keine wissenschaftliche Philosophie, sondern „allgemeines Denken“ ohne wissenschaftlich dargelegte Apparate und Herleitungen. Damit muss man sich zuerst nach wissenschaftlicher Repräsentation fragen. Das ist dann aber nichts für die heitere Talkrunde beim Rotwein zu Gott und der Welt.
- Der inflationäre und nicht geologische Gebrauch dieses Begriffes in jeder noch so blödsinnigen Talkshow, in vielen politischen Manifesten und politischen und essayistischen Schriften around the Globe macht ihn schon jetzt zu einem der am weitesten verbreiteten, modischen Schlagworte des Planeten. Das ist nur möglich, weil er sich so leicht von der eigentlichen Idee eines „Zän“ abkoppeln kann. Das ist also maximal Populärwissenschaft. Wenn überhaupt. Vor allem verbirgt sich dahinter ein statischer und mechanistischer Materialismus, wenn dieser Begriff im Zusammenhang der Geisteswissenschaften benutzt wird.
- Punkt Bla Bla und etc.pp. Die Menschen werden seit etwa 1989 immer dümmer, vielleicht sollte man sich auf Hirnstratigrafie spezialisieren und erst mal feststellen, welche Hirnregionen bei der Verwendung dieses Begriffes anspringen. Das mit anderen „Zänen“ verglichen. Mir schwant übles. Forget the swan.
Wir empfehlen – Marx und die deutsche Ideologie zur generellen Abhärtung gegen jeden Kleinbürgerwahnsinn.
Wir empfehlen – Marx und die deutsche Ideologie zur generellen Abhärtung gegen jeden Kleinbürgerwahnsinn. Worum es im Spätkapitalismus wirklich geht, das ist etwas anderes. Die Finanzialisierung und Nomadisierung von Kapital. Es sind letztlich aus den Protokollen, die eine jüdische Weltverschwörung herbei dichten, zusammengebackene Albernheiten und sie gefährden jeden antikapitalistischen Widerstand und reichern ihn mit lächerlichen, indiskutablen, meist identitären Verschwörungstheorien ersten Ranges an. Das ist nicht links. Derartige „Theorien“ und Ansätze haben im sozialistischen Umfeld nichts zu suchen, sie sind mit aller gebotenen Härte aus den Strukturen zu entfernen. Es gibt mit diesen Vertreter:innen genauso wenig zu diskutieren, wie mit der AfD, Identitären, oder anderen Hirnis. Weg damit. End of Story.
Antizionismus ist Antisemitismus
Gut, dass es Israel gibt. Das ist eine Diskussion, die wir nicht führen, weil es sie nicht gibt, sie ist eine Erfindung, wie der Zionismus selbst, zwar gab es ihn, aber er hat nie eine Relevanz gehabt. Und er ist nicht der Grund für die Gründung des Staates Israel. Es ist eine Diskussion, die die berechtigte Kritik an Israel und seiner falschen Strategie in eine islamisch-fundamentalistische Sackgasse führt. Der Begriff des Antizionismus hat Generationen von Palästinensern, seit dem Tode Arafats, einem erfolglosen und zahnlosen Pseudo Kampf ausgeliefert, die jungen Palästinenser:innen zu Kanonenfutter gemacht. Das ist die andere Seite und da muss man anfangen zu diskutieren.
„Antizionistische“ Trottel mehr kann man dazu nicht mehr sagen, sie sind es, die das Erbe Arafats und der PLO mit identitären und reaktionären Politiken, die historisch nicht belegbar sind, zerstören. Damit rauben sie Palästina seine Geschichte und ersetzen sie durch wirre religiös esoterische Bausteine. Es Israel ermöglicht haben, wie seinerzeit die Briten in Nordirland zu argumentieren. Unter uns: Verräter. Sie werden das palästinensische Volk in noch größeres Elend stürzen und es ist an den Palästinensern endlich diese identitären und reaktionären antizionistischen Politiken zurückzuweisen und an die PLO anzuknüpfen. Das ist durch das Verhalten Russlands und Syriens noch einmal wichtiger. Checkt es – oder vegetiert weiter in eurem Gaza herum. Gott wird euch jedenfalls nicht helfen, genauso wenig wie der Antizionismus, der nie einen realen Gegner hatte, sondern immer alle Juden meint. Für wie bescheuert haltet ihr die Menschen Westeuropas. Unglaublich. Der jüdischen Gemeinde ist so gesehen voll zuzustimmen, was die Documenta und die dort gepflegte „Hamas“ Folklore angeht, sie ist Esoterik und schwächt den Kampf der Palästinenser. Was ist denn passiert seit Hamas? Nichts und wieder nichts, die Hamas hat dafür gesorgt, dass es so schlecht läuft wie nie zuvor und Israel kann machen, was es will. Die Zeiten sind wesentlich schlechter als unter PLO Führung und die PLO hatte auch marxistische und materialistische Grundlagen – sie war keine Sekte.

Gerade die Kunstakademien
Gerade die Kunstakademien haben enorme Schwierigkeiten, für Durchlässigkeit zu sorgen, stellen ein verarmtes und wenig diverses Kunstprekariat her. Was schon von der eigenen gesellschaftlichen Stellung, in der totalen Abhängigkeit von staatlicher Kulturförderung, nicht mehr in der Lage ist, über diese Gesellschaft zu reden und zu denken, weil sie nicht Teil davon sind.
Ausgerechnet in dieses Themenfeld will nun eine der bemerkenswertesten Abgeschmacktheiten der kleinbürgerlichen Kunst vordringen, das ist echt der Gipfel der Bedeutungslosigkeit. In keinem anderen Bereich der Akademien findet sich so wenig gesellschaftliche Durchlässigkeit wie im Kunstbetrieb. Und nirgendwo sonst sind die notwendigen Veränderungsprozesse so wenig in die Tat umgesetzt, wie in der Kunst. Diese Szene will also jetzt der Gesellschaft eine Position zeigen. Das kann nicht euer Ernst sein. Ich möchte jetzt nicht alles aufzählen, denn jeder außerhalb dieser Szene weiß, was gemeint ist.
Besser Türme von Hanoi als Reisspeicher von Kassel
Hinzu kommt die komplette Ohnmacht neuen Techniken gegenüber. Lächerlich. Warum schreibe ich überhaupt noch was dazu? Dieses dämliche Floß ist so eine abgeschmackte Reinszenierung, dass ich natürlich sauer wurde. Angefangen mit dem Floß der Medusa, über Angeolopolus und hundert verschiedene Greenpeace und Kirchentags Böötchen, ist schon jeder mit einem Aufklärungsfloß durch die Gegend geschippert und jetzt eben ein „Künstlerkollektiv“, auch noch mit dem längst hinterfragten Begriff „Citizenship“ im Titel. Ship – Ship – ja – das soll Lustig sein oder was. Wir sitzen alle in einem Boot. Man – das heißt auf Deutsch: „Floß der Staatsbürgerschaft“ – das kann nicht wahr sein. Das Floß der Staatsbürgerschaft läuft den Reisspeicher in Kassel an, so was steht in Köln im Ethnomuseum, und das soll nicht peinlich sein? Lasst sie absaufen. Okay, das war es dann mit unserer Documenta Berichterstattung, aber eines Tages muss mit diesem Blödsinn endlich aufgehört werden. Türme von Hanoi, Teile und Herrsche – funktioniert immer.